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10 000 Airbus-Jobs in Gefahr

Ton zwischen Berlin und Paris schärfer - Merkel spricht mit Chirac

Berlin/Paris (dpa). Im Ringen um die Airbus-Sanierung wird der Ton zwischen Deutschland und Frankreich schärfer.Die Arbeitsteilung beim geplanten Airbus A350 ist umstritten.
Die Bundesregierung bezeichnete Informationen des französischen Premierministers Dominique de Villepin, wonach bei Airbus der Abbau von 10000 Stellen geplant sei, gestern als Spekulation. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg: »Es sind noch keine Entscheidungen gefallen.«
Thomas Enders, Co-Chef der Airbus-Konzernmutter EADS, sagte, viele Befürchtungen und »Horrorszenarien« seien überzogen. Da wisse Villepin »vielleicht mehr als ich«. Mit 10 000 Stellen wäre fast jeder fünfte Arbeitsplatz bei dem europäischen Flugzeugbauer betroffen.
EADS und Airbus teilten auch gestern nicht mit, wann das Sanierungsprogramm »Power8« voraussichtlich fertig wird. Nach vorliegenden Informationen ist zwischen Deutschland und Frankreich vor allem die Arbeitsteilung beim geplanten Langstreckenflugzeug A350 umstritten, das erstmals 2013 fliegen soll.
Steg betonte, die Entscheidungen über »Power8« seien allein Sache von Management und Verwaltungsrat des Konzerns. »Die Bundesregierung legt Wert darauf, dass es zu keiner Verwischung oder Vermischung bei den Verantwortlichkeiten kommt.«
Steg dämpfte auch Erwartungen an das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Jacques Chirac an diesem Freitag auf Schloss Meseberg bei Berlin. Dort werde es keine Festlegungen geben für ein betriebliches Anpassungsprogramm. »Das kann und wird nicht Sache der Politik sein.« Die Bundesregierung fordere aber eine gerechte Lastenteilung zwischen den deutschen und den französischen Standorten.
Die IG Metall nannte es »unerträglich«, dass nun auch die Politik sich an Gerüchten beteilige, und forderte Airbus erneut auf, das Sanierungskonzept endlich offen zu legen.
Villepin sagte, er habe Merkel angerufen und das französische Bestreben übermittelt, »eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden«. Er habe sich bei Airbus-Chef Louis Gallois gegen Entlassungen eingesetzt.
In Deutschland beschäftigt Airbus 23 000 Mitarbeiter. Insgesamt sind es mehr als 55 000. Die Gewerkschaften befürchten die Trennung von ganzen Werken. In Deutschland gibt es eine Vereinbarung, die bis 2012 keine betriebsbedingten Kündigungen bei Airbus zulässt.
Einem Bericht der »Bild«-Zeitung zufolge sollen durch das Sparprogramm in Hamburg 1000 der 12 000 Arbeitsplätze entfallen und die beiden niedersächsischen Werke Nordenham und Varel mit zusammen 3500 Mitarbeitern verkauft werden.
S. 4: Kommentar/Hintergrund

Artikel vom 21.02.2007