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Die Wahrheit sieht anders aus

Thekla Carola Wied und Kyra Mladeck im Drama »Sie ist meine Mutter«

ARD, 20.15 Uhr: Die Familientherapeutin Rena unternimmt mit ihrer Mutter Edith eine Reise nach Norwegen, um den Ort ihrer Geburt kennen zu lernen.
Rena (Thekla Carola Wied, re.) reist mit ihrer Mutter Edith (Kyra Mladeck) nach Norwegen, um endlich die Wahrheit über ihre Herkunft und die Verstrickung ihrer Mutter in die Nazi-Politik herauszufinden.Foto: ARD

Es ist ein Lebensborn-Heim, von den Nazis während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg eingerichtet. Doch die alte Frau ändert ihre Version über das, was damals in den Kriegsjahren geschehen ist, immer wieder. Sie hat über die Jahrzehnte ein Netz aus Lügen, Halbwahrheiten und Verdrängung gesponnen, das die Tochter nicht zerreißen kann. »Sie ist meine Mutter« heißt der Film , in dem Thekla Carola Wied die 60 Jahre alte Tochter und Kyra Mladeck die Mutter spielt. Er entstand nach dem authentischen Lebensbericht »Das endlose Jahr« von Gisela Heidenreich. Im Unterschied zu dem autobiografischen Roman spielt die Handlung komplett in die Gegenwart.
In dem norwegischen Dorf in der Nähe von Oslo will Edith plötzlich nichts mehr davon wissen, dass sie Rena in einem Lebensborn-Heim zur Welt gebracht habe. Sie sei dort zwar in untergeordneter Funktion als Sekretärin tätig gewesen, aber zur Entbindung in eine Klinik in Oslo gegangen. Die kleine Rena wuchs in Bad Tölz bei ihrer Tante auf, denn die Mutter verleugnete das uneheliche Kind, wurde interniert und musste in den Nürnberger Nachfolgeprozessen aussagen.
Nun ist Edith nach einer Hüftoperation bei Rena und ihrem zweiten Mann Jan (Rüdiger Vogler) eingezogen. Für zusätzliche Unruhe sorgt ein älterer Herr namens Friedrich (Michael Altmann), der dringend mit Edith sprechen will, weil sie eine wichtige Zeugin über seine Herkunft sei. Doch Edith will nicht mit ihm sprechen und kennt ihn angeblich gar nicht.
Bei einem Treffen mit Rena und ihrem Sohn Daniel (Robert Dölle) legt Friedrich Unterlagen vor, die Ediths Vergangenheit in einem anderen Licht erscheinen lassen. Friedrich und seine kleine Schwester waren nach dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 entführt, in Lebensborn-Heime gesteckt und zur Adoption freigegeben worden. Renas Mutter selbst habe ihn nach Nürnberg gebracht und seine Adoptionspapiere unterschrieben, erzählt er. Das bedeutet, dass Edith weit mehr als eine kleine Bürokraft gewesen sein muss.
Rena verbeißt sich so intensiv in die Vergangenheitsforschung, dass die ganze Familie darunter leidet. Nach einem Hörsturz wird ihr eine Kur verordnet - ausgerechnet in Bad Tölz. Am Ende gesteht sie sich ihr Scheitern ein, und nach einem Streit entspannt sich die Atmosphäre zwischen Mutter und Tochter. Edith erklärt sich sogar dazu bereit, mit Friedrich zu sprechen. Doch dazu kommt es nicht mehr.

Artikel vom 21.02.2007