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Bunter Vorgeschmack
auf Open-Air-Sommer

»Bromheads Jacket« und Co. erobern Ringlokschuppen

Bielefeld (jm). Was würde man nicht alles dafür tun, um jetzt den Sommer wieder auf einem Festival zu verbringen? Doch ein Blick aus dem Fenster holt einen schnell wieder in die kalte Realität zurück. Bis zum Open-Air-Sommer haben Musikliebhaber noch eine weite Durststrecke vor sich. Um ihnen die lange Wartezeit zu versüßen, kommt da die von den beiden Festivals »Hurricane« und »Southside« organisierte Clubtour gerade recht.

Das in zwei Teile aufgespaltene Event fand am 12. Tourtag auch in Bielefeld eine Unterkunft. In der mittelgroßen Halle des Ringlokschuppens wurden im beschaulichen Rahmen jetzt schon die Geheimtipps für das noch junge Jahr vorgestellt.
So wie zum Beispiel »Bromheads Jacket«. Sie dürfen sich mit dem außergewöhnlichen Titel schmücken die Lieblingsband der »Arctic Monkeys« zu sein und das auch nicht ohne Grund. Das Trio aus Sheffield konnte mit rauen Gitarrensound und mit englischem Humor in ihren Songs auftrumpfen.
Auch »Plain White T's« haben sich in ihrer Heimat den Vereinigten Staaten schon längst zu einem großen Top Act avanciert. Dass sie sich auch hierzulande einen Ruf erspielt haben, bewiesen vor allem ihre weiblichen Fans, die in der ersten Reihe sämtliche Textzeilen von den »Hate« oder »Hey there Delilah« mitsingen konnten. Sanfte und emotionale Gesangseinlagen treffen auf große verträumte Melodien, so was hat man zu letzt nur noch von »Jimmy Eat World« oder »Brand New« so eindrucksvoll vorgeführt bekommen.
Wer meint, dass es sich bei »The Films« nur um eine weitere überflüssige »The-« Band handelt, die versuchen, auf der Erfolgsschiene von »The Vines« oder »The Strokes« aufzufahren, hat weit gefehlt. Mit Ohrwurm-Garanten wie »Black Shoes« oder »Strange Hands« auf dem aktuellen Album »Don't Dance Rattlesnake« bewies das Quartett zurecht ihre Existenz Berechtigung.
Die Show von »OK GO« stellte jedoch alles Vorangegangene in den Schatten. Sie setzten neue Maßstäbe in puncto »Live Entertainment«. Vor kurzem erhielten sie den Grammy für ihr Video zu »Here it goes again«, in dem sie auf sechs Laufbändern eine skurrile Performance einlegen.
Doch ihre Kreativität beschränkt sich nicht nur auf ihre Videos. Auf einer Leinwand wurden irrwitzige Bilder projiziert, massenweise Konfetti wurde in das Publikum katapultiert und Sänger Damian Kulash warf den Fans Tamburine zu, damit sie im Takt mit musizieren konnten. Außerdem definierten »OK GO« den Satz »Stars hautnah erleben« ganz neu. Für zwei Unplugged-Stücke stieg die Band von der Bühne und stellte sich in die Mitte des Publikums.
Dies setzte sich wie um ein Lagerfeuer auf den Boden und lauschte den besinnlichen Klängen von Akustikgitarre und Xylophon. Nach einer Zugabe verabschiedeten sich die neuen Power- Pop-Ikonen mit einer aufwändigen Tanz-Choreographie, bei denen Cheerleader vor Neid nur noch erblassen können. Für diesen Ideenreichtum, Kuriosität und Engagement hätte man ihnen den Grammy für die Beste Band sofort nachreichen müssen.

Artikel vom 21.02.2007