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»Ich hab mein Bärenfell mitgebracht«

Spiele, Hot Dogs und eine cremige Party: Die Jugend feiert Rosenmontag

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Da sage noch einer, die Bielefelder wüssten ein närrisches Vergnügen nicht zu schätzen. Die Jugend jedenfalls hatte am gestrigen Rosenmontag ihren Spaß.

Alaaf! oder Helau! war zwar selten zu hören, aber es ging trotzdem zackig ab. »Wir feiern hier eine cremige Party«, kündigte der 19-jährige Felix Gewhardt an, der mit hochgestimmten Freunden im Ringlokschuppen aufgelaufen war. »Das ist hier doch das einzige richtige Karnevalsevent«, meinte (vielleicht nicht ganz den Tatsachen entsprechend) Inga Ober.
Zwecks Herstellung von Feierlaune hatten sich die Jugendlichen ein, zwei Schlückchen hinter den Knorpel gegossen und wollten bei der von Stadt und Jugendkulturring zum zweiten Mal im Ringlokschuppen angesagten Session (in den fünf Jahren zuvor ging's auf dem Klosterplatz rund) ordentlich abtanzen. Rockmusik wünschte sich Tim Hobert. Nee, Oldies! rief Vanessa Ortmann. Und wie isses mit Gottlieb Wendehals - von wegen: jetzt fliegen gleich die Löcher aus dem Käse? Nee!, schallte es zurück, und dann musste DJ Falk erst mal was Heißes von Whitney Houston auflegen.
Alle Wangen trugen aufgeschminkte Herzchen in Pink, verruchte Netzstrümpfe, wie sie Hexen zu tragen pflegen, und bonbonfarbene Federboas, in die sich wickelt, was eine echte femme fatale ist, dominierten das Bild. Und die Jungs - Kennzeichen: meterlange Zigarre - hatten sich als obercoole Machos verkleidet.
So ging die Party ab, aber Claus Lehmann vom Jugendkulturring und Thomas Helmke von der Stadt waren's nicht bange: »Die Jugendlichen sind schwer in Ordnung«, meinte Lehmann. »Bis 21 Uhr dürfen sie hier feiern, aber harte Schnäpse sind tabu.«
Weniger feucht, aber mindestens ebenso fröhlich war die Rosenmontagsstimmung der kleinen Jecken im Spielhaus des Vereins »Spielen mit Kindern« an der Teichstraße. »Ich hab mein Bärenfell mit, aber nicht angezogen«, erzählte Henrik (9), der als »Magiker« gekommen war, dem es aber nicht gelang, die Schweißperlen unter dem Fell wegzuhexen. Rieke (7) ging als Hase und Celina (7) als Prinzessin, die sie im wirklichen Leben aber niemals sein möchte.
Warum nicht? Nun, echte Prinzessinnen kriegen keine Waffeln gebacken und kein Hot Dog serviert, was die sechs Betreuer um die Spielhausleiterin Astrid Lausch gestern taten. Dazu wurde Limbo getanzt, die Steppkes durften sich schminken und sogar venezianische Masken basteln.
»Und ich geh als 80er-Jahre-Lady«, sagte die 13-jährige Franziska im Tüllrock. Retro? Nee: Alaaf!

Artikel vom 20.02.2007