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Politisches Drama
aus der Franco-Zeit

»Pans Labyrinth«: Konstellation wie im Märchen


»Fantasy war nie ein Prestige-Genre für Regisseure.« Das sagt der Mexikaner Guillermo Del Toro. Er meint auch zu wissen, dass sich mit seinem Lieblingsgenre eigentlich keine Preise gewinnen lassen, weil »das akademische Publikum«, wie er es nennt, dem Fantasy-Stil voreingenommen gegenüber stehe. Mit seinem jüngsten Film »Pans Labyrinth« könnte sich Del Toro nun selbst widerlegen. Das politische Drama aus der Zeit der Franco-Diktatur in Spanien überzeugt inhaltlich, überwältigt stilistisch und ist mit einer Oscar-Nominierung als beste ausländische Produktion ein ernster Konkurrent für den deutschen Kandidaten »Das Leben der Anderen«.
Ein unglückliches Mädchen, eine schwache Mutter und ein grausamer Stiefvater im Wald: Die Grundkonstellation von »Pans Labyrinth« erinnert an Grimms Märchen. Doch Del Toro, der mit »Hellboy« (2004) Hollywood-Ruhm erlangte, verlegt das Märchenmuster zusätzlich in eine historisch ausgesprochen grimmige Zeit: Der von Sergi Lopez mit explosivem Sadismus gespielte Stiefvater ist ein General unter dem faschistischen spanischen Diktator Franco. Und er wohnt mit seiner neuen Familie, der zwölfjährigen Ofelia und ihrer schwangeren Mutter, nur im Wald, um Rebellen das Handwerk zu legen.
Ofelia zieht sich aus der Realität voller Gewalt, Verdacht und Verrat in eine Fantasiewelt zurück. Im Wald entdeckt sie ein altes Steinlabyrinth - für sie der Einstieg in das seltsame Reich eines gehörnten Fauns, der Glück oder Zerstörung verspricht. Hier regieren kinderfressende Monster, die ihre Augen in den Handflächen tragen, Furcht einflößende Kröten und geflügelte Wesen, die den Betrachter immer wieder zu kindlichem Staunen verführen.
Draußen wütet der gnadenlose Kampf des Generals gegen die Widerstandskämpfer. Drinnen, in Ofelias Welt, spiegeln sich die vollkommen begründeten existenziellen Ängste des Mädchens. Dass es Guillermo Del Toro gelingt, beide Bereiche nahtlos miteinander zu verbinden, zeugt von seinen Fähigkeiten.

Artikel vom 22.02.2007