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Den Triumph
in Niederlage
verwandeln

»Aida« hat am Samstag Premiere

Bielefeld (uj). Tragik und Leidenschaft, Lyrik und dramatische Schärfe: Vielen gilt »Aida« als die Oper schlechthin. Fest steht, dass Giuseppe Verdis Spätwerk zu den meistgespielten Werken seiner Gattung gehört.

Am Stadttheater erfährt das Werk nach mehr als zehn Jahren nun eine Neuausrichtung, die das Inszenierungsteam vor vielfältige Herausforderungen stellt. Allein die räumlichen Dimensionen sind immens groß. Um Raum für die spektakulären Massenszenen zu schaffen, nutzt Bühnen- und Kostümbildner Christof Cremer Vorder- und Hinterbühne komplett aus. Auf leicht abgeschrägter Spielfläche und umsäumt von Arkadengängen entsteht ein Raum, der sowohl dem herrschaftlichen Machtanspruch als auch der kammerspielartigen Intimität des Werkes Rechnung tragen soll. Farbliche Akzente in Rot und Gold symbolisieren Blut und Macht. Kostüme mit Camouflagemustern stehen für die kriegerische Auseinandersetzung.
Regisseur Leonard Chari Prinsloo war es wichtig zu zeigen, dass diese stets nach den gleichen Prinzipien ablaufen. »Wer gewinnt, triumphiert nach den immer gleichen archetypischen Mustern. Sie besteht aus der Dekadenz der Bevölkerung auf der einen und der Erniedrigung der Besiegten auf der anderen Seite«, sagt Prinsloo, der erstmals am Theater Bielefeld Regie führt. Prinsloos erklärtes Ziel ist es, den Triumph als Niederlage erscheinen zu lassen. In einem auf ägyptisch-äthiopisch getrimmten Circus Maximus soll das Ansinnen in einer abstrakt-archaischen Formensprache gelingen. »Was wir machen, ist Bildertheater«, erklärt Christof Cremer. Diese entstünden nicht zuletzt aus einer minutiös geführten Bewegungsregie heraus. Diese wiederum ist in der Biografie Prinsloos begründet, der eine tänzerisch-musikalische Ausbildung absolvierte, ehe er sich dem Regietheater zuwandte.
Auch gesanglich stellt das Werk höchste Ansprüche. »Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Stimmen eine Mischung aus lyrischem Belcanto und Dramatik beherrschen müssen«, erklärt Generalmusikdirektor Peter Kuhn, weshalb die Hauptpartien mit Gästen besetzt wurden. Es singen Ki-Chun Park (Radames), Melba Ramos (Aida), Sonja Borowski-Tudor (Amneris ) und Monte Jaffe (König). Die Premiere am kommenden Samstag ist ausverkauft.

Artikel vom 20.02.2007