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Stärkung der Abwehrkräfte

Arminia schwächelt: Trainer Frank Geidecks Mittel sind Einzelgespräche

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Abends nach dem Spiel und gleich noch mal gestern Morgen hatte sich Frank Geideck die DVD mit der Partie Bielefeld gegen Bochum angesehen. Arminias Trainer: »Danach habe ich sie in den Mülleimer geworfen.«
»Mit meinem Fehler war die Sache gegessen«: Markus Schuler (r.) patzte vor dem 1:3. Trainer Frank Geideck ist verschnupft. Foto: Stefan Hörttrich

Geideck hat schon recht: In der Klassiker-Sammlung der größten Fußballspiele aller Zeiten hat diese Bundesligabegegnung beim besten Willen nichts zu suchen. Der Trainer: »Ich habe meine Schlüsse aus dem Spiel gezogen. Damit ist es für mich abgehakt.«
Geideck kündigte an, er werde in dieser Woche mit einigen Spielern Einzelgespräche führen. Mit wem, verriet er nicht. Doch es gehört nicht viel Fantasie dazu, um sich vorzustellen, wie sich Geideck mit Heiko Westermann, Bernd Korzynietz und Markus Schuler - in welcher Reihenfolge auch immer - intensivst über deren haarsträubende individuelle Fehler unterhalten wird. Denn Arminias noch in der Vorrunde so zuverlässige Abwehr, sie war am Sonntag der schwächste Mannschaftsteil. Einzige Ausnahme: Petr Gabriel.
Von den drei anderen der Viererkette leistete sich gegen Bochum jeder einen Bock. Dabei hatte doch allen voran Reinhard Saftig wiederholt gefordert, jener müsse gegen Bochum unbedingt umgestoßen werden. Dass dabei so ein Bockmist rauskommt, hatte der Sportchef nicht erwartet.
Immerhin: Die Defensivspieler, sie zeigten nach ihrem teilweise dilettantischem Deckungsverhalten Einsicht. Heiko Westermann hatte die verhängnisvolle Szene in der zweiten Minute, in der ihn Theofanis Gekas ausspielte, so erlebt: »Ich war einen Schritt zu spät, bin aus dem Tritt gekommen. Ich weiß auch nicht, ob das Unkonzentriertheit war oder Blödheit. Jedenfalls habe ich so eine Phase wie diese in meiner Karriere noch nicht durchgemacht.«
Der Patzer gegen Bochum, es war nicht Westermanns erster in der Rückrunde. Gegen Hamburg spielte er den Fehlpass, der das 0:1 einleitete. Und in Stuttgart gab's ein Missverständnis mit Marcio Borges, das Gomez zur Vorentscheidung nutzte. Während sich andere Spieler nach einer solchen Fehler-Kette am liebsten einbuddeln würden, kommt Westermann das nächste Spiel gar nicht früh genug. Er sagte: »Von mir aus könnten wir jetzt sofort gegen Cottbus spielen.«
Nicht nur Westermann, auch Bernd Korzynietz hatte gegen VfL-Stürmer Gekas sein Negativerlebnis. Beim 0:2 kreuzte der Grieche clever »Kozzes« Laufweg. »Fahre ich ihm in die Beine, gibt's vielleicht Elfmeter und die Rote Karte«, begründete der 27-Jährige sein viel zu zaghaftes Zweikampfverhalten. Der Rechtsverteidiger warf wie Westermann nur einen Tag nach der Bochum-Pleite bereits den Blick nach vorn. »Jetzt heißt es Brust raus, Flagge zeigen, um mit aller Gewalt in Cottbus zu gewinnen.« Und zwar unter Einbeziehung dessen, »was uns in der Vorrunde stark gemacht hatte: Herz, Leidenschaft, Aggressivität.«
Markus Schuler, Arminias dritte Abwehrkraft, die am Sonntag total daneben lag, redete ebenfalls nicht lange um den heißen Brei herum. »Mit meinem Fehler war die Sache gegessen. Ich will den Ball wegschlagen, treffe ihn mit meinem schwachen rechten Fuß aber nicht richtig.« Der Klärungsversuch wird zur Vorlage, die Dabrowski zum Bochumer 3:1 nutzt. »Vielleicht haben wir nach der guten Vorrunde ein bisschen geträumt. Der Abstand nach oben war kürzer als der nach unten«, erinnerte Schuler.
Für den Trainer stellt sich jetzt die Frage: Samthandschuhe oder Boxhandschuhe anziehen? Trotz der vierten Niederlage in Folge sieht Frank Geideck »keine Notwendigkeit, die Spieler mit übertriebenen Maßnahmen zu disziplinieren. Wenn der Wille fehlte, müsste die Ansprache härter sein. Aber die Mannschaft«, davon ist der 39-Jährige überzeugt, »funktioniert in sich.«

Artikel vom 20.02.2007