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Von wegen »Mauerblümchen«

Gute Kontakte zur Natur - Ein Dachgarten hat nicht nur repräsentativen Wert

13 Millionen Quadratmeter Dachfläche werden in Deutschland begrünt. Von der farbigen Sedumfläche bis zum nutzbaren Garten entstehen in luftiger Höhe blühende Oasen - ökologisch wertvoll und schön anzusehen.Duftende Blumen, Vogelgezwitscher und ein laues Lüftchen, das einem nur wenige Höhenmeter vom Wohnzimmer entfernt um die Nase weht - traumhaft.Foto: BGL
Ein Dachgarten ist besonders in Ballungszentren ein guter Platz, um wohnungsnah die Natur zu erleben. Allerdings sind umfangreiche Planungs- und Vorbereitungsarbeiten nötig, bevor man dort den Sommer genießen kann.
Gerade bei Altbauten ist die Dachkonstruktion meist nicht auf Begrünung und Begehbarkeit ausgelegt. Immerhin muss gegenüber einem herkömmlichem Dach mit 100 Kilogramm und mehr zusätzlichem Gewicht pro Quadratmeter gerechnet werden. Auch Fragen des Unfallschutzes und der Wasserableitung sollte man mit einem Architekten klären, und schließlich ist eine Genehmigung vom Bauamt einzuholen. Der Dachaufbau setzt sich aus mehreren Schichten zusammen. Ganz wichtig ist die Abdichtung, die absolut wasserfest sein muss. Die einzelnen Lagen dienen auch dem Höhenausgleich und der Druckfestigkeit sowie der Wärmedämmung, sie sind Dampfsperre und Druckausgleich und dementsprechend kompliziert aufeinander abgestimmt. Das so isolierte Dach wird vor mechanischen Beschädigungen durch wurzelfeste Bitumenbahnen oder Kunststoffabdichtungen geschützt, darauf folgt die Drainageschicht, um überschüssige Wassermengen durch Fallrohre oder Rinnen nach unten, am besten direkt in den Kanal, abzuleiten. Nach diesen grundlegenden Arbeiten kann man an die Gestaltung des Gartens gehen. Die Jahreszeiten verlangen den Pflanzen einiges ab. Sie müssen gleißender Sonne ebenso trotzen wie starkem Wind. Und selbst winterfestes Grün braucht eventuell einen Frostschutz. Geeignet sind mehrjährige, langsam wachsende Pflanzen, die nicht zu hoch werden und Trockenheit vertragen. Für Gehwege und nicht bepflanzte Flächen eignen sich Platten und Kies als Bodenbelag.
Im Sommer braucht auch ein Dachgarten künstliche Bewässerung. Wenn keine Wasserleitung verlegt werden kann, sollte eine Zisterne aufgestellt werden. Winddichte Hecken aus besonders robusten Pflanzen wie Buchs, Berberitze und Kirschlorbeer umrahmen Sitz- und Spielecken, während eine schützende Pergola, Wildem Wein, Clematis oder Glyzinien als Kletterhilfe dienen kann. Und sollte der Blick nicht auf sanfte Hügel, sondern auf die Wände des Nachbarwohnblocks fallen, können Spaliere mit Kletterrosen, Hopfen und Zierkürbissen eine hübschere Aussicht bieten. Wissen muss man, dass der Dachgarten nicht nur Anziehungspunkt für willkommene Besucher ist, auch stadtverwöhnte Tauben fühlen sich hier wohl. Abschreckend wirken glitzernde und bewegliche Objekte.

Artikel vom 06.04.2007