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»Das Personal in Diskotheken müsste zum Schutz seiner Gesundheit mit Gasmaske arbeiten.«

Leitartikel
Nichtrauchergipfel

Eine Studie,
die
alarmiert


Von Dirk Schröder
Eines vorweg: Es geht hier nicht um eine Kampagne gegen die Raucher, es geht hier allein um den längst überfälligen gesundheitlichen Schutz der Nichtraucher. In fast allen europäischen Ländern gibt es mittlerweile Regelungen, nur in Deutschland wird weiterhin nur diskutiert statt gehandelt.
Dieses seit Monaten anhaltende Chaos ist kaum noch zu überbieten, und es ist kein Ende dieses Hickhacks um einen besseren Schutz der Nichtraucher abzusehen. Schon im vergangenen Jahr wollte die Große Koalition in Berlin ein bundesweites einheitliches Rauchverbot auf den Weg bringen. Bis man sich daran erinnerte, dass die Länder ja für die Gaststätten zuständig sind.
Es wäre ja das erste Mal, dass 16 Bundesländer sich zu einer gemeinsamen Lösung durchringen würden. Und so sollte auch niemand allzu viel von dem Nichtrauchergipfel der Länder an diesem Freitag erwarten. Es ist zu befürchten, dass es wieder vielfältige Vorschläge geben wird, nur zusammenraufen werden sich die Minister nicht, um die Gefahren des Passivrauchens dort einzudämmen, wo es notwendig ist.
Wenn das Problem nicht so ernst wäre, könnte man in der Noch-Karnevalszeit über die Forderung der Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing, das Rauchen im Auto zu verbieten, vielleicht sogar noch lachen. Als nächstes will sie dann das Rauchen in den eigenen vier Wänden verbieten. Die Politiker sollten endlich die Finger davon lassen, immer tiefer in die Privatsphäre der Bürger einzudringen.
Die Bundesregierung sollte zudem nicht besonders stolz darauf sein, dass sie beschlossen hat, die Glimmstängel aus öffentlichen Verkehrsmitteln und Bundesbehörden zu verbannen. Wo doch jeder weiß, dass es schon heute in Bussen, Bahnen oder Bahnhöfen Rauchverbote gibt. Die wenigen Abteile in den Zügen sollte man den Rauchern ruhig lassen.
Alarmierend ist da schon die Studie über Feinstaub in Diskotheken. Dort wurden Werte von mehr als 1000 Mikrogramm je Kubikmeter Luft gemessen. Und auch in Restaurants und Kneipen lagen die Werte über 200 Mikrogramm.
Dazu muss man wissen: Wenn im Freien Konzentrationen von nur 50 Mikrogramm dauerhaft überschritten werden, müssen Kommunen einen Luftreinhalteplan etwa mit Lkw-Fahrverboten starten.
Auch wenn das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg etwas übertreibt, das Personal in Diskotheken müsste zum Schutz seiner Gesundheit mit Gasmaske und Schutzanzug arbeiten: Es verwundert aber schon, dass die zuständigen Behörden angesichts derartiger Werte noch nicht aktiv geworden sind.
Es geht hier also keinesfalls darum, die Raucher zu ärgern. Und die Einsicht in ein Rauchverbot ist weitaus größer als vielfach gemeint. Nach dieser Studie kann niemand mehr die Notwendigkeit eines Nichtraucherschutzes bestreiten. Die Politik muss schnell handeln - aber bitte nicht mit einem halbherzigen Rauchverbot.

Artikel vom 20.02.2007