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Gezittert wird ab Platz zehn - und Arminia hat den Anti-Lauf

Mainz macht mobil -Ê die »Grufties« sitzen in Mönchengladbach

Von Friedrich-Wilhem Kröger
Bielefeld (WB). Das große Zusammenrücken im Bundesliga-Tabellenkeller hat stattgefunden. Zwischen dem Zwölften Arminia Bielefeld und dem Letzten Borussia Mönchengladbach liegen nur noch drei Punkte. Zittern muss die komplette untere Liga-Hälfte, die vom VfL Wolfsburg angeführt wird. Einen »Lacher« garantiert die Rückrunden-Rangliste. Da müsste der FC Bayern »absteigen«, während Mainz 05 Champions-League-Kurs steuert.
Gladbachs Trainer Jos Luhukay.
Die Abstiegszone beginnt in Wolfsburg (10. Platz, 25 Punkte). Genie Marcelinho hat dem sonst nicht so inspirierten Team zwar neuen Schwung verliehen, aber noch immer leidet der VfL unter zu wenigen Siegen. Es sind nur fünf. Stattdessen gibt es auch mit dem Brasilianer einen übertriebenen Hang zu Unentschieden (10 in 23 Spielen). Deswegen kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Den VfL trennt zwar ein Quintett von Platz 16, aber nach Punkten ist der Abstand gering.

Mainz (11. Platz, 24 Punkte) ist nur ein Karnevalsverein. Und was für einer: Der Megastart in die zweite Saisonhälfte katapultierte das Schlusslicht wie von der Rampe geschossen nach vorn. Dabei hatte Trainer Klopp doch nur die »Mission 15« ausgerufen. Nicht einmal die kühnsten Jecken hätten zu hoffen gewagt, dass aus diesem - pardon - Hirngespinst - tatsächlich so eine furiose Aufholjagd entsteht. Mainz macht mobil. Nun muss der Trainer wieder handeln. Wer in null Komma nichts nach oben rast und in der Rückrunde nach Punkten unübertroffen ist, kann bei zu viel Übermut auch ganz schnell wieder runterkippen.

Arminia (12. Platz, 23 Punkte) hat den absoluten Anti-Lauf. In Bielefeld steht inzwischen die Fehlerschmiede der Liga. Die seit zehn Spielen sieglosen Ostwestfalen brachten das seltene Kunststück fertig, einen Neun-Punkte-Abstand zu Platz 16 bis auf einen einzigen Trostzähler zu verprassen. Nach misslungenen Heimauftritten folgen nun die Dienstreisen der Wahrheit. Es geht nach Cottbus, Mainz und Aachen. Die Region hält die Daumen, dass der Rückrunden-Letzte doch mehr kann als er zuletzt zeigte und nicht auf Grund läuft. Auf eine lange, nervenzehrende Zitterpartie muss Arminia, das Weihnachten schon als gerettet galt, aber gefasst sein.

Immer dann, wenn Aachen (13. Platz, 23 Punkte) abgeschrieben wird, mucken die Alemannen wieder auf. 1:0 gegen den FC Bayern, der Neuling wehrt sich nach Kräften. Trotzdem lag das bisherige Problem am Tivoli. Dort kassierte der Hausherr schon sechs Niederlagen und 26 Gegentore. Und nicht immer kommen die Bayern. Wenigstens muss die Elf nicht mehr so oft zu Hause antreten. Wie sonst nur Bielefeld bleiben Aachen fünf Heimspiele. Alle anderen haben ein oder zwei mehr.

Bochum (14. Platz, 23 Punkte) war weg vom Fenster, kämpfte sich heran, fiel erneut ab und meldete sich nun ein weiteres Mal zurück. Die Stehaufmännchen vom VfL sind unverwüstlich und sturmerprobt. Auf ein leidvolles 0:2 gegen Nürnberg mit einem lustvollen 3:1 in Bielefeld zu reagieren, ist ein Konter, der im Abstiegskampf gefragt ist. Das haben da unten nicht alle drauf. Und mit den Aufs und Abs der Tabelle kennt sich Bochum sowieso seit Jahren aus.

Eintracht Frankfurt (15. Platz, 23 Punkte) steckt wie Arminia im Fahrstuhl nach unten. Die Hessen feierten in der Hinrunde noch Fußball-Feste im UEFA-Cup und wären nun schon froh, wenn es das nächste Woche anstehende Pokal-Viertelfinale gegen Zweitligist Offenbach nicht bald auch als Meisterschaftsspiel gibt. In der Rückrunde reiht sich die seit sieben Runden sieglose Eintracht als 17. direkt vor den Arminen ein. Alarmierend beim Sinkflug der Adlerträger sind zwei Zahlen: nur zwei Heimsiege, schon 39 Gegentore. Richtungsweisend wird das Duell beim HSV.

Am 22. Spieltag war es so weit, es passierte in Nürnberg. Mit der 0:1-Niederlage rutschte Cottbus (16. Platz, 22 Punkte) erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz ab. Darum kommt dem Auftritt gegen Arminia besondere Bedeutung zu und das gültige Wort zum Überlebenskampf ganz unsentimental aus der Lausitz: »Es gibt ein Hauen und Stechen«, sagt Energie-Trainer Petrik Sander. Dabei ist das gefürchtete Stadion der Freundschaft bisher doch nicht die Hochburg des Schreckens, die Cottbuser Heimbilanz negativ. Also endlich Brust raus, Bielefeld: Man kann da gewinnen.

Trainer Huub Stevens stellt in Hamburg (17. Platz, 21 Punkte) die Mannschaft rund um seinen Landsmann Rafael van der Vaart so defensiv auf, dass eigene Treffer mehr aus Zufall, Gegentore jedoch gar nicht mehr fallen. Der Coach drückt in diesen schweren Zeiten sein altes Schalker Erfolgsprinzip durch: die Null muss stehen. Für Stevens ist Verteidigung der beste Angriff. So will er Punkt für Punkt aus dem Keller krabbeln. Und die Hamburger vertrauen ihren Holländern, die werden das hinbekommen.

»Pfff« hat es noch nicht gemacht, aber ein wenig scheint die Luft schon raus, mit der ein Wechsel des Trainers auch Mönchengladbach (18. Platz, 20 Punkte) auffrischen sollte. Jos Luhukay für Jupp Heynckes: in dieser Konstellation gelang zwar ein Sieg in Bielefeld, doch die nachfolgenden Ergebnisse (und die der Konkurrenten) führten zu Panik-Position 18. Sollte Werder Bremen beabsichtigen, seine Krise bei der Borussia zu beenden, könnten Gladbachs »Grufties« nach der nächsten Liga-Runde in noch größeren Schwierigkeiten stecken.

Artikel vom 21.02.2007