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»Das Wichtigste: Nicht rauchen!«

14. Symposium der Gefäßchirurgen

Bielefeld (sas). Auch ohne Beschwerden: Jenseits der 50 sollte jeder regelmäßig zum Hausarzt gehen und nach frühen Hinweisen auf eine Schädigung der Gefäße suchen lassen, mahnen Prof. Dr. Hans-Joachim Eisenhardt und Prof. Dr. Johannes O. Jost. Denn der Mensch ist so alt wie seine Adern. Und Herzinfarkt und Schlaganfall sind oft Folgen verengter Arterien.

Mit dem aktuellen Stand der Gefäßmedizin hat sich am Wochenende das 14. ostwestfälische Gefäß-Symposium befasst. 300 Angiologen, Neurologen, Radiologen, Internisten und Chirurgen aus dem Bundesgebiet nahmen teil, Tagungspräsident war (letztmalig) Eisenhardt, langjähriger Chefarzt am Ev. Krankenhaus. Im Wechsel mit seinem Kollegen Jost, Chefarzt am Franziskus Hospital, organisiert er seit Jahren die Tagung.
Gefäßerkrankungen sind häufig. Erste Anzeichen können Gehbeschwerden sein. Sie sollten ernst genommen werden: »Denn die Grunderkrankung Arteriosklerose kann überall auftreten. Und wer Gehbeschwerden hat, hat häufig auch verengte Herzkranzgefäße«, sagt Eisenhardt. Fast jeder zweite mit »Schaufensterkrankheit«, also Durchblutungsstörungen in den Beinen, hatte einen Herzinfarkt.
Die Risikofaktoren, die jeder Hausarzt ergründen kann, sind erhöhter Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte sowie Diabetes. Getastet, so Eisenhardt, wird auch nach den Pulsen am Fuß: entweder auf dem Fußrücken oder hinter dem Innenknöchel. »Außerdem wird der Hausarzt einen Ultraschall von der Halsschlagader machen«, ergänzt Jost. Damit kann eine Verengung entdeckt werden, ebenso aber die Dicke der Gefäßwand gemessen werden - sie lässt Rückschlüsse auf das Gesamt-Arteriosklerose-Risiko zu.
Zur eigenen Gesundheit kann auch jeder selbst beitragen: »Das Wichtigste: nicht rauchen!« mahnt Eisenhardt. Übergewichtige sollten abspecken, ein eventuell vorhandener Diabetes und etwaiger Bluthochdruck gut eingestellt sein. »Viel Bewegung trägt zur Gesundheit bei und die richtige Ernährung«, betont Jost. Sein Tipp: Über den Markt gehen und an jedem Stand etwas einkaufen; dann ist die Nahrung ausgewogen, stehen Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett (möglichst gesunde Fette wie Olivenöl) in gutem Verhältnis zueinander.
Die typisch deutsche Hausmannskost mit dicken Saucen - sie ist erlaubt. Aber eben seltener. Auch den Sonntagsbraten will Eisenhardt niemandem ausreden. Dafür aber sollte zweimal in der Woche Fisch auf dem Speiseplan stehen. »Wenn beim Routinecheck Veränderungen festgestellt worden sind, ist eine Schadensbegrenzung nötig: Spätestens dann sollten die Lebensgewohnheiten umgestellt werden.«
Diskutiert haben die Mediziner unter sich auch die verschiedenen Therapien bei Gefäßverengungen, die Vorteile von Stents, die ohne OP in der Arterie vorgeschoben werden und die Gefäße stützen, oder Operationen. »Noch hat die Operation ein ganz leichtes Plus. Aber die Komplikationen beim Stent werden immer geringer. Und bei Verschlüssen im Bereich der Beckenschlagader setzt man heute auf Stent und Ausschälplastik«, so Jost.

Artikel vom 19.02.2007