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Die Luft wird immer dünner, Arminia

Nach der 1:3-Abfuhr gegen den VfL Bochum kommt es in Cottbus zum Drei-Plätze-Spiel

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Platz 18. Der steht glücklicherweise noch nicht in der Endabrechnung zu Buche, aber in der Rückrunden-Rangliste. Nach der bitteren 1:3-Abfuhr gegen den VfL Bochum wird die Luft immer dünner für Arminia Bielefeld.
Aussprache nach dem Abpfiff: Trainer Geideck baut seine Mannschaft gleich wieder auf.
Zehn Spiele ohne Dreier, zuletzt vier Niederlagen am Stück und nicht wirklich mit einer Chance auf einen Heimerfolg gegen den westfälischen Nachbarn: der DSC ist nach einer äußerst schlechten Leistung im Tal der Tränen gelandet. »Wir kamen für den Sieg nicht in Frage«, bekannte Trainer Frank Geideck, dessen Einstand als neuer Chefcoach als misslungen betrachtet werden muss. Dabei konnte der 39-Jährige am wenigsten dafür. Immer wieder andere Spieler patzten bei seiner Amtseinführung. Und sie leisteten sich diese Fehler äußerst schnell.
Heiko Westermann ließ sich schon nach zwei Minuten von VfL-Torjäger Teofanis Gekas austanzen wie ein Anfänger. Auch Bernd Korzynietz vermied es, gegen den Griechen allzu beherzt einzuschreiten, deswegen konnte Gekas in der 10. Minute zum zweiten Mal einschieben. Für mildernde Umstände sorgte höchstens, dass Vorbereiter Joe Epalle zuvor im Abseits stand. Der helfende Pfiff blieb aus, das Tor zählte. Die Bielefelder hatten alles auf ihrem Plan stehen, nur nicht so einen herben 0:2-Blitz-Rückstand.
Nur der ehemalige Armine Christoph Dabrowski hatte mit seinem früheren Klub ein Einsehen und brachte die Gastgeber mit einem waghalsigen Rückpass wieder in die Partie. Artur Wichniarek nutzte die Fremdvorlage sehr gekonnt zum 1:2 (26.). »Da haben wir uns gut zurückgemeldet«, blickte Geideck auf die einzige Phase zurück, in der sich der DSC einen Vorteil verschaffte.
Aber alle Hoffnungen auf die Wende verpufften sechs Minuten nach Wiederanpfiff. Da stand Markus Schuler seinen Vorgängern beim Fehlermachen in nichts nach und begünstigte als dritter Bielefelder Spieler einen weiteren Bochumer Treffer. Dieses Mal tat Dabrowski der eigenen Elf einen Gefallen. Er konnte auch gar nicht anders. Und Geideck wusste, dass es danach aus und vorbei war: »Davon konnten wir uns nicht mehr erholen, das 1:3 hat uns auch psychisch gebrochen.«
Die gönnerhafte Unterstützung der anderen Mannschaft nervte auch den Geschäftsführer Sport. Es handelt sich schon lange nicht mehr um Einzeltaten, es gibt darin eine verhängnisvolle Regelmäßigkeit: »Wir müssen damit aufhören, dauernd unserem Gegner in die Karten zu spielen«, forderte Reinhard Saftig. Westermann, Korzynietz und Schuler werden jetzt allerdings nicht vor das Bielefelder Fußball-Gericht zitiert: »Wir picken sicher niemanden heraus und schieben ihm die Schuld zu«, sagte Geideck und warf sich gewissermaßen vor seine Spieler. Er hatte sie schon unmittelbar nach dem Abpfiff um sich geschart. Die Flinte ins Korn geworfen wird auch nicht: »Ich bin überzeugt, dass wir stabil genug sind und die Klasse haben, um uns durchzusetzen. In Cottbus. Und auch über den Rest der Saison.«
Beim FC Energie muss Arminia am Samstag ohne Rüdiger Kauf auskommen, der die fünfte Verwarnung kassierte. Das Kellertreffen in der Lausitz hat es im doppelten Sinne in sich. Es ist nicht nur ein Sechs-Punkte-Spiel, sondern für die Bielefelder auch eine Drei-Plätze-Partie. Verlieren sie zum fünften Mal hintereinander, rutschen sie mindestens von Rang zwölf auf Position 15 ab. Das wäre Folge der Ansetzungen. Außer Cottbus und Arminia treffen auch noch Bochum und Aachen sowie der HSV und Frankfurt in direkten Vergleichen abstiegsgefährdeter Mannschaften aufeinander.
Daran dachte DSC-Chef Hans-Hermann Schwick noch nicht, seine Einschätzung der Lage passte trotzdem: »Wir sind jetzt mittendrin«, bemerkte er, findet aber noch nichts dabei. Abstiegskampf ist schließlich Alltag für Arminia: »Wir haben im Grunde die Erfahrung für so eine Situation und eine vernünftige Mannschaft, die da rauskommt.«

Artikel vom 19.02.2007