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Heroinabgabe
wird fortgesetzt

Modellprojekt für Schwerstabhängige

Berlin (dpa). Schwerstabhängige sollen nun doch über die Jahresmitte hinaus in sieben Modellprojekten kontrolliert Heroin erhalten.Schwerstabhängige können weiter Heroin in den sieben Modellprojekten erhalten.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder lenkte bei einem Treffen mit Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (alle CDU) in dem Streit ein: »Die 300 Schwerstabhängigen, die derzeit noch therapiert werden, sollen wie gehabt weiter behandelt werden können.« Es soll aber keine Ausweitung des Programms geben. Auch das Kanzleramt setze sich dafür ein, dass die Modellprojekte weitergehen, bestätigte eine Sprecherin.
Die weitere Abgabe von synthetisch hergestelltem Heroin (Diamorphin) an Süchtige nach Auslaufen der Sondergenehmigung Ende Juni drohte am Widerstand der Unions-Fraktion im Bundestag zu scheitern. Die beteiligten Großstädte Hamburg, Hannover, Köln, Bonn, Frankfurt, Karlsruhe und München hatten sich für eine Fortsetzung der seit fünf Jahren laufenden Modellprojekte eingesetzt.
»Der Vorwurf, dass jemand stirbt, weil sein gewohntes Programm nicht fortgeführt wird, kann ich nicht verantworten«, erklärte Kauder. Es sollten aber keine neuen Modellprojekte dazukommen: »Es bleibt bei den derzeit sieben Städten.« Kauder hatte sich am Donnerstagabend mit von Beust und Koch getroffen, wie ein Hamburger Senats-Sprecher bestätigte.
In den Projekten erhalten Heroinsüchtige, bei denen zuvor alle Therapieversuche gescheitert sind, unter Aufsicht Diamorphin. Dafür besteht eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Gegen eine vom Koalitionspartner SPD befürwortete Zulassung von Diamorphin als Medikament sperrt sich die Unions-Fraktion.
Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) schrieb an den FDP-Bundestagsabgeordneten Patrick Meinhardt: »In der Koalition herrscht Einigkeit darüber, dass die Patienten, die derzeit im Modellprojekt behandelt werden, auch über das Ende der Studie hinaus weiter mit Diamorphin behandelt werden müssen.«
Eine Sprecherin der Unions-Fraktion betonte, es werde nun weitere Gespräche mit der SPD geben. Der Union sei es aber wichtig, dass es nicht zu einer Regelversorgung und nicht zu einer Änderung des Betäubungsmittelgesetzes komme.

Artikel vom 19.02.2007