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»Nicht nur bellen, auch beißen«

Wieder keine alpine Einzel-Medaille - Maier kündigt Konsequenzen an

Are (dpa). Die Erfolglosigkeit deutscher Skirennfahrer wird zur Gewohnheit, der Handlungsdruck immer größer. Nach vier alpinen Großereignissen ohne Einzel-Medaille soll nicht nur das deutsche Team weiter verjüngt, sondern auch auf der Führungsebene durchgegriffen werden.

»Es wird nicht nur gebellt, sondern auch gebissen, wenn es nicht funktioniert«, kündigte Sportdirektor Wolfgang Maier nach der WM schmerzhafte Konsequenzen für leistungsschwache Athleten an. Der ehemalige Damen-Cheftrainer kehrt seit diesem Winter mit eisernem Besen im neuen Alpin-Amt und wird nach der Saison im Trainerstab weiter aufräumen.
»Wir haben im gesamten Herrenteam österreichische Trainer, das bringt soziale Spannungen. Die Athleten fragen sich, ob die sich mit Herz und Blut identifizieren«, sagte Maier, der sich mehrfach über lange Vertrags-Laufzeiten beklagt hat. Das wirft zwangsläufig Spekulationen über die weitere Zusammenarbeit mit Cheftrainer Werner Margreiter (Österreich) auf. Bereits vor dieser Saison trennte sich der Verband von fünf Trainern.
»Das ist ein ganz normaler Prozess. Wenn alles gut wäre, hätten wir die Leute schneller entwickeln müssen. Wir können es uns nicht leisten, uns so zu verkaufen«, betonte Projektleiter Maier, der schon vor dieser Saison mit markigen Aussagen wie »der Skiverband ist kein Sozialstaat« knallhart auf das Leistungsprinzip gesetzt hatte. Die Vorgabe ist klar: Bei der Heim-WM 2011 sind Medaillen ein Muss. »Viele sehen Alpin und Skiverband als Synonym. Das Projekt Alpin hat daher herausragende Bedeutung« sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverband (DSV). Biathleten und Nordische können also noch so viele Goldmedaillen einfahren - ohne Alpine ist die Außendarstellung nicht perfekt.
Die Bischofswiesenerin Kathrin Hölzl im Riesenslalom, Monika Bergmann-Schmuderer aus Lam im Slalom kamen als Sechste wenigstens in die Nähe des Podests. Noch dichter war Felix Neureuther im Slalom am erträumten Edelmetall, doch der Partenkirchener schied als Zweiter des ersten Durchgangs aus. »Ein Erfolg von Felix könnte eine kleine Welle auslösen, wie es ein Tomba oder ein Hermann Maier gemacht haben«, sagte Maier, der mit dem DSV seit der WM 2001 in St. Anton auf die nächste Einzel-Medaille wartet. Im Gegensatz zu den Titelkämpfen 2005 in Bormio, als Deutschland überraschend Teamweltmeister wurde, blieb dieser Befreiungsschlag aus.
Neureuther und Maria Riesch sind die Stars für die Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen, wo der Verband wieder an die goldenen 90er mit Erfolgen von Katja Seizinger oder Markus Wasmaier anknüpfen muss. Aber schon in zwei Jahren will der DSV bei den Titelkämpfen in Val d'Isére wieder bei den Damen um die Medaillen mitfahren, bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver sollen auch die Herren wieder dazu in der Lage sein.
Maria Riesch ist auf dem Weg zurück in die Weltspitze, hinter ihr eine ganze Garde junger Talente wie die 17-jährige Viktoria Rebensburg, die in Are couragiert auf Rang acht im Riesenslalom fuhr. Dagegen sieht es bei den Männern ein wenig mau aus. Neureuther ist derzeit der einzige junge Weltklasse-Fahrer, der bei der WM enttäuschende Stephan Keppler (Ebingen) im Speedbereich der Alleinunterhalter.

Artikel vom 19.02.2007