Bielefeld(WB/uko). Das 84-jährige Opfer eines Raubüberfalls hat die Mitglieder der »Maskenbande« vor dem Landgericht Bielefeld mit erschütternden Worten angeklagt.
»Warum habt Ihr mir das angetan?« fragte die Seniorin aus Kirchlengern (Kreis Herford) am Freitag als Zeugin, »ich bin doch nur eine alte Frau, habe mein Leben lang bescheiden gelebt und gearbeitet.« Vor der Jugendkammer des Landgerichts mussten sich am Freitag nur noch fünf aus der Türkei stammende Bandenmitglieder verantworten. Ein 21-jähriger Mittäter hatte als erster Angeklagter ein volles Geständnis abgelegt, hatte sechs Raubüberfälle und einen Einbruch gestanden. Dafür hatten ihn die Richter mit einer milden Freiheitsstrafe von nur viereinhalb Jahren belegt. Wird dieses Urteil rechtskräftig, wird der Mann als Zeuge gegen seine Komplizen aussagen. Die 84 Jahre alte Lisa S. war am 15. Dezember 2005 in ihrem Haus von drei Tätern überfallen worden. Der Türke Hüseyin K. (47) war gegen 22.30 Uhr mit zwei Komplizen in das Anwesen der alleinstehenden Rentnerin eingedrungen, hatte der Frau Augen und Mund mit seiner Hand zugehalten und sie nach Geldvorräten, Sparkassenbüchern, EC-Karte und Wertsachen erpresst. Sie habe durch den Druck »keine Luft gekriegt«, sagte die Zeugin, der einer der Verbrecher sogar eine Schusswaffe auf die Brust gehalten hatte. Einer der Männer habe sich als Russe ausgegeben. »Ich habe denen gesagt, ich bin eine alte Frau, ich habe nicht viel Geld.« Die 84-Jährige war auch gestern vor im Gerichtssaal noch verblüfft, wie schnell und direkt die Räuber an jenem Abend den Weg zu ihr ins Schlafzimmer gefunden hatten. Die mögliche Lösung des Rätsels hatte der Türke Hüseyin K. schon mit einem Teilgeständnis gegeben: Er bezeichnete eine Mieterin der alten Dame als Tippgeberin für den Raubüberfall. Diese türkischstämmige Frau habe erklärt, die Rentnerin lebe allein in ihrem Haus und sie habe Geld. Hüseyin K. zeigte beim Prozess am Freitag Reue und entschuldigte sich bei seinem Opfer. Die 84-Jährige nahm die Entschuldigung an. Der Türke wurde zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt.
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