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Müntefering kämpft um Airbus-Jobs

»Interessen wahren«»

Berlin (dpa). Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) hat sich angesichts des drohenden Abbaus tausender Stellen bei Airbus für eine von deutschen Interessen geleitete Industriepolitik ausgesprochen.

Müntefering appellierte an die Spitze des Airbus-Mutterkonzerns EADS, die Lasten der Restrukturierung gerecht zu verteilen: »Wenn eine Konsolidierung des Unternehmens notwendig ist, dann muss das über die Standorte in Europa vernünftig verteilt sein. Ich erwarte, dass das so geschieht - und nicht einseitig zu Lasten Deutschlands beziehungsweise der deutschen Standorte.« Er sei für eine »klare Industriepolitik für Deutschland«, sagte Müntefering weiter. »Wir müssen fair sein gegenüber anderen Ländern, aber nicht dumm. Man muss seine Interessen wahren. Das machen andere Länder, das müssen wir auch - und zwar deutlich«, sagte der Bundesarbeitsminister.
Unterdessen hat der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Airbus-Deutschland, Rüdiger Lütjen, das Management des Konzerns kurz vor der für morgen angekündigten Bekanntgabe des Sanierungsprogramms »Power8« zur Worttreue aufgefordert. Er erwarte, dass gegebene Zusagen eingehalten werden, sagte Lütjen dem »Tagesspiegel am Sonntag«.
Lütjen betonte, Airbus-Chef Louis Gallois habe versichert, dass der deutsche Anteil am geplanten A350-Langstreckenflugzeug 35 Prozent betragen soll. »Doch wir befürchten, dass netto nur zehn Prozent der Arbeit in deutschen Airbus-Werken erledigt werden solle.« Der Betriebsrat befürchtet den Verkauf von Werken an Investoren. »Hier gibt es keine Entwarnung«, sagte Lütjen. »In Deutschland sind 10200 Arbeitsplätze gefährdet, 4800 davon könnten nach England, Spanien und Frankreich abwandern. Das wollen wir verhindern.« Notfalls werde sich die Belegschaft auch mit Streik wehren. Insgesamt gibt es in Deutschland 23000 Airbus-Beschäftigte.

Artikel vom 19.02.2007