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Zum Spielplatz
fährt er im Panzer

Ausbilder Schmidt zackig im »Stereo«


Bielefeld (WB/St). Was wolltet ihr im »Stereo«, der ehemaligen »Nachtarena«, ihr 55 Frauen, die ihr nie gedient, nie einen Schützengraben in felsigen Boden gewühlt, nie robbend die Topographie eines schlammigen Geländes kennengelernt habt? Wieso lauscht ihr im Neuen Bahnhofsviertel einem Schreihals in NATO-Oliv, dessen Mission es ist, aus Luschen Männer zu machen, der den Sohn mit dem Panzer zum Kinderspielplatz bringt und den Drill zum Lebensprinzip erhoben hat?
Ja, Holger Müller alias Ausbilder Schmidt, der den Kasernenhofton in die deutsche Comedy-Landschaft eingeführt hat, kommt auch beim weiblichen Geschlecht gut an. Schließlich dürfen die Ladys dem Lebensgefährten Beistand leisten, wenn wieder reichlich Spott über ihn und sein degeneriertes Geschlecht ausgeschüttet wird.
Echte Männer, das weiß der Ausbilder an vielen Beispielen zu belegen, sind rar geworden in diesem unseren Land: echte Männer wie er, der wie Bruce Willis - auch ein echter Mann - gebürtig aus Idar- Oberstein stammt (verbürgt), bei der Geburt die eigene Nabelschnur durchbiss (nicht verbürgt), bei Kindergeburtstagen dafür sorgte, dassÊdie »Blinde Kuh«Êauch wirklich blind war, sich in der Schule zum Klassensprecher putschte undÊbei Hochzeitsfeiern den Walzer im Stechschritt tanzt.
Und damit das männliche Publikum (auch in Bielefeld deutlich in der Mehrheit) erkennt, wie weit es mit den Y-Chromosomen schon gekommen ist, hat er seinen Schwager als abschreckendes Beispiel dabei: »Lusche Lars« - allerdings in des Wortes doppelter Bedeutung. Denn »Lusche Lars« nimmt nicht nur dem männlichen Geschlecht den Glanz, sondern auch der Show.
Holger MüllerÊvermag in seiner Rolle fast durchgängig zu überzeugen, erweist sich auch in spontanen Situationen und im Dialog mit dem Publikum alsÊschlagfertig. Doch für die zweistündige Show trägt der Ausbilder nicht, und so müssen die Auftritte von »Lusche Lars«,Êeine Darbietung des Endspiels der Fußballeuropameisterschaft 2008 (Deutschland gegen Holland, wobei der Ausbilder natürlich in der Schlussminute den Siegtreffer erzielt) und einige wenig spektakuläre Lieder als Streckmaterial herhalten.
Das trübt etwas den ansonsten (auch für die Damen) unterhaltsamen Abend, denn Schmidt alias Müller ist ein Guter und ein Sympathischer dazu.
Das »Stereo« hat sich als idealer Ort für solche Veranstaltungen erwiesen. Wohl deshalb will Gerd Reiche (»Elfenbein« Herford/Konzertbüro Reiche) dort nach dem Ausbilder Schmidt am 28. Februar mit Johann König einen weiteren Star der aktuellen Comedy-Szene präsentieren.

Artikel vom 19.02.2007