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Der Swing fährt direkt in die Beine

»Glenn Miller Orchestra« begeistern ihr Publikum in der Oetkerhalle

Von Larissa Kölling
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Wil Salden und sein »Glenn Miller Orchestra« nehmen ihr Publikum mit auf eine Zeitreise in die Ära des Jazz, Swing und Entertainments. In der Oetkerhalle ließen sie die goldene Zeit der Tanzpaläste wieder aufleben.

Neben Millers Evergreens wie »Moonlight Serenade« und »Chattanooga Choo Choo« durften in der zweistündigen atmosphärischen Bühnenshow auch Hits von George Gershwin und Benny Goodman nicht fehlen. Das ostwestfälische Publikum jedenfalls war hellauf begeistert.
Der Swing, jener Jazzstil, der in den Dreißigern bis in die Anfangsjahre des Zweiten Weltkrieges, Furore machte, bescherte dem Jazz seine größten Erfolge. Unvergessene musikalische Vertreter wie Glenn Miller machten diesen besonderen Sound tanzbar, hörbar und schließlich sogar konzertreif. Der niederländische Musiker Wil Salden hat sich die Erhaltung der bis heute beliebten und bekannten Stücke auf die Fahnen geschrieben. Seit 1990 leitet er das europäische »Glenn Miller Orchestra« und versteht sein Programm vor allem als Hommage an die großen Musiker, Sänger und Arrangeure jener swingseligen Dekade.
Das Geheimnis liegt im Saxophonsatz, versucht Salden seinem Publikum zwischen den mitreißenden Stücken zu erklären, und gibt gekonnt kurze Zusammenfassungen zum Thema Swing. Als anschauliche Beispiele dienen ihm unter anderem »Little Brown Jug« mit dem obligatorischen Fingerschnippen, der Sinatra-Song »It's Always You« bei dem der Chef auch selbst zum Mikrofon greift, und als Erinnerung an Ella Fitzgerald »They Can't Take That Away From Me«, das gesanglich von Miëtt Molinar interpretiert wurde.
Denn selbstverständlich unterhalten die Herren mit Frack und roter Fliege ihr Publikum nicht nur instrumental. Sie beherrschen ihre Instrumente im Sitzen und Stehen, als Solisten und in der Gruppe ganz hervorragend. Aber auch Fingerschnippen, Klatschen und gemeinschaftliches Singen wie bei »Pennsylvania 6-5000« und »Over There« gehören zu ihrem Repertoire.
Die Musiker werden während der zweistündigen Show von Wil Salden geleitet, der als Pianist, Sänger und Moderator die Fäden fest in der Hand hält. Salden hat sich beim Aufbau seines Orchesters stark an der Philosophie von Glenn Miller orientiert und lässt den typischen Klang durch zwei Altsaxophone, zwei Tenorsaxophone und eine Klarinette als Basis entstehen. Die Originalarrangements in Kombination mit der musikalischen und technischen Qualität eines modernen Orchesters machen den Erfolg dieser Truppe aus.
Besonders im zweiten Teil der Veranstaltung konnten die Herren, inzwischen in Babyblau gekleidet, noch mal deutlich das Tempo steigern. Bei »Shoo Shoo Baby« von den Andrew Sisters und dem schunkelverdächtigen »That's Amore« von Dean Martin konnte kaum ein Besucher der Oetkerhalle seine Hände und Füße still halten.
Unterhaltsam mit dem Charme der alten Schule war der fast 80-jährige Saxophonist Wiebe Schuurmans, der von den Ostwestfalen besonders gefeiert wurde. Donnernder Applaus mit Händen und Füßen war schließlich der verdiente Lohn für das gesamte Ensemble, und alle Besucher gingen nach dem Konzert deutlich bes(ch)wingt nach Hause.

Artikel vom 19.02.2007