17.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bis das Geheime offenbar wird

Burkhard Budde ist evangelischer Pfarrer.

Einer sitzt in seinem Zimmer. Die Tür ist verschlossen. Wo ist der Schlüssel, um nach draußen zu gelangen? Verlegt, vergessen, verloren? Wie schaffe ich das bloß? Gibt es denn keine Hilfe? Warum diese Angst? Eine Stimme sagt: »Gott Moment mal!leidet doch mit!« Aber macht das Sinn, wenn ich mein Leiden einem anderen Menschen oder sogar Gott aufbürde? Kann ich meine Tränen und Schmerzen so einfach loswerden? Doch die Tür bleibt verschlossen.
Eine andere Stimme flüstert: »Schrei dein Leiden einfach heraus! Deine Hilferufe werden Gottes Ohr erreichen!« Aber kann ich durch diesen Spalt in der Tür meines Lebens selbst nach draußen gelangen? Auch das scheint kein echter Notausgang zu sein.
Der Schlüssel liegt nicht außerhalb der Wirklichkeit, sondern mitten in der Wirklichkeit Man kann die Klopfzeichen der eigenen Seele wahrnehmen, wenn man in sich hineinhört. Dann sieht man mit dem Herzen besser und entdeckt, dass die Tür, die trennt, zugleich verbindet. Dass sie sich öffnet, wenn ich dem Engel in mir begegne. Dass es Sinn in der Sinnlosigkeit gibt, Kraft in der Ohnmacht, Gewissheit im Zweifel, Freude in der Trauer. Bis sich das Geheimnis des Lebens ganz offenbart.
Burkhard Budde

Artikel vom 17.02.2007