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Lebenszeichen der Entführten

Telefonkontakt über ein Familienmitglied - Geiseln den Tod angedroht

Berlin/Bagdad (dpa). Zu den beiden entführten Deutschen im Irak gibt es nach Informationen des Magazins »Spiegel« telefonischen Kontakt über ein Familienmitglied in Deutschland.
Seit der Verschleppung der 60 Jahre alten Frau und ihres erwachsenen Sohns am 6. Februar laufe der Kontakt zwischen einer Tochter der Deutschen und den Entführern über das Handy eines der Opfer, schreibt das Magazin. In mehreren Telefonaten mit Angehörigen der Geiseln hätten die Täter entsprechende Signale
übermittelt.
Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, sagte am Freitag in Berlin, die Regierung könne zum Schutz der Betroffenen keine Einzelheiten nennen. Allen solle bewusst sein, dass das Leben der Geiseln zu jedem Zeitpunkt unbedingte Priorität habe. Er bat die Medien um »Umsicht, Verantwortungsbewusstsein und Taktgefühl gegenüber den Angehörigen«.
Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemühe sich intensiv, die beiden Deutschen unversehrt zurückzuholen.
Laut »Spiegel« haben die Entführer Anfang vergangener Woche Angehörigen der Familie in Deutschland ein erstes Lebenszeichen der Geiseln übermittelt. Zudem hätten sie politische Forderungen wie einen wirtschaftlichen Boykott des Irak gestellt. Sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, drohe den beiden Geiseln der Tod.
Die Kidnapper hätten während der Entführung erklärt, sie gehörten zum »Dschaisch al-Islam«, zur »Islamischen Armee«. Die Untergrundgruppe bekenne sich zu Aktionen gegen US-Soldaten.
Trotz der politischen Komponente der Forderungen halte der Krisenstab des Auswärtigen Amtes weiter auch einen rein kriminellen Hintergrund für möglich. Er gehe auch Hinweisen nach, denen zufolge die Geiselnehmer aus Kreisen der irakischen Widerstandsbewegung stammen könnten.
Laut »Spiegel« sind in der vergangenen Woche sechs bewaffnete Männer in die Wohnung in einem überwiegend von Sunniten bewohnten Viertel eingedrungen und hätten die Familie in Schach gehalten. Weil die Entführer sehr ruhig agiert und sich sogar mit Anwohnern unterhalten hätten, gingen Sicherheitsexperten davon aus, dass es sich um eine Gruppe mit guten Beziehungen zu lokalen sunnitischen Milizen handele.
Den Mann der Deutschen, einen irakischen Professor, hätten die Kidnapper zurückgelassen. Die im Umland von Berlin geborene Frau lebe seit mehr als 20 Jahren im Irak. Die beiden Entführten besäßen die deutsche und die irakische Staatsbürgerschaft.
Dies ist der dritte Entführungsfall im Irak, in dem Deutsche zu Opfern wurden.

Artikel vom 17.02.2007