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Rauchfrei der Politik voraus

»Café Passon« setzt durch, was deutschlandweit Schwierigkeiten bereitet

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Silvia Strehl, Konditoreifachverkäuferin im »Café Passon«, ist (noch) Raucherin. Trotzdem ist sie froh darüber, dass sie seit einem guten halben Jahr einen Nichtraucherarbeitsplatz hat: »Die Luft ist besser, ich habe keine Kopfschmerzen mehr.« Ihre Chefin Regina Passon, Obermeisterin der Konditoren-Innung Ostwestfalen, entschloss sich im Sommer 2006, ihr Café zur qualmfreien Zone zu erklären.

Kompromisse geht sie dabei nicht ein: »Wer rauchen will, muss das draußen tun.« Regina Passon ist mit ihrer Entscheidung der Zeit voraus, denn am 23. Februar debattieren Bund und Länder darüber, ob das Rauchen in allen Gaststätten verboten werden soll oder ob es Ausnahmen gibt. Beschlossen hat das Bundeskabinett bereits ein Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln und in allen Bundesbehörden.
Auch Thomas Keitel, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, ist überzeugt, dass der Mitarbeiterschutz ernst genommen werden müsse: »Wenn es in Lokalen nicht möglich ist, zwei tatsächlich getrennte Bereiche als Nichtraucher- und Raucherzonen auszuweisen, dann sollten sich die Inhaber für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Und das auch gut sichtbar kundtun.« Regina Passon macht das mit großen Nichtraucherzeichen und dem Satz »Wir danken für Ihr Verständnis«. Wer das Rauchen in seiner Gaststätte erlauben wolle, so Keitel übereinstimmend mit den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, müsse ein Schild anbringen, das darauf hinweist, dass es sich um ein Raucherlokal handelt. Keitel: »Ruhig auch mit einem Hinweis auf die Gefahren des Rauchens - wie auf Zigarettenpackungen.« Immerhin seien bundesweit eine Million Menschen in der Gastronomie tätig, deren Gesundheit geschützt werden müsse.
Wer im »Café Passon«, das nur über einen einzigen Raum verfügt, einen Glimmstängel anzündet, darf darauf gefasst sein, dass ihm ein Aschenbecher gebracht wird - mit der Aufforderung, darin die Zigarette doch bitte auszudrücken. Regina Passon räumt ein: »Ich habe Gäste verloren, aber ich habe auch neue Gäste gewonnen, die es zu schätzen wissen, nicht eingeräuchert zu werden.« Weil Butter und Sahne Gerüchte regelrecht »aufsaugen« würden, profitierten auch die Tresenkunden vom Nichtraucher-Gebot: »Sie wollen schließlich Qualität.« Gleichzeitig betont sie: »An der Käse- oder an der Fleischtheke würde ja auch niemand rauchen.«
Ihr läge die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter, allein sieben Konditoreifachverkäuferinnen, am Herzen: »Kopfschmerzen waren früher an der Tagesordnung, sind heute die Ausnahme.«

Artikel vom 17.02.2007