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Malerische Deutungen von Realität

»Welche Gestalt hat die Welt?« - Werke von Silvio Cattani bei Jesse


Bielefeld (uj). Nach ihrem Blick auf Afrika, das in einer nach den Worten von Jürgen Jesse überaus erfolgreichen Ausstellung präsentiert wurde, wendet sich die Galerie Jesse wieder Italien zu. Diesmal ist es Silvio Cattani (60), der die mehr als 20-jährige Ausstellungstradition mit italienischen Künstlern in Bielefeld fortsetzt.
In seinem Bilderzyklus »Welche Gestalt hat die Welt?« bezieht sich Cattani auf Gedanken des italienischen Schriftstellers Italo Calvino. Ihnen liegen konstruktivistische Auffassungen darüber zugrunde, was unter Wirklichkeit zu verstehen ist.
Unsere alltägliche Wahrnehmung und unser Bewusstsein werden in der Regel von einem naiven Realismus beherrscht. Wir glauben, dass die Welt so ist, wie sie uns durch unsere Sinnesorgane als Gesamtheit erscheint. Der Konstruktivismus hingegen bestreitet die menschliche Fähigkeit, objektive Realität zu erkennen. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass jeder einzelne sich seine wahrnehmungsbasierte subjektive Realität im eigenen Kopf konstruiert.
Sowohl dieser philosophische Ansatz als auch der künstlerische Konstruktivismus sind kennzeichnend für Silvio Cattanis Werke, der seine Kompositionen von Landschaften und Architekturen in abstrakte, verschobene Formelemente zerlegt. Geometrische Formen und gleichmäßigen Farbflächen beherrschen den Bildaufbau, wobei der Farbgebung eine große Bedeutung zukommt. Blau, Rot, Gelb und Grün dominieren seine Werke zumeist in reinen, ungemischten Farben.
Außer monumentalen Arbeiten auf Papier, die zwischen zwei Acrylglasscheiben gepresst werden, gibt es eine eigens für die Ausstellung gefertigte kleinformatige Edition. Eine Besonderheit sind die Arbeiten auf Holz, das zu spitzen Ovalen zugeschnitten wurde.
Daneben zeigt Jesse Keramiken des Künstlers - Teller und Vasen -, die das typische Formenvokabular Cattanis aufgreifen. Dieser gehört zu den herausragenden Malern des norditalienischen Raumes. Er ist Gründer und Schulleiter des Kunstinistituts »Fortunato Depero« in Rovereto sowie Begründer eine Hochschule für Keramik in Faenza. Die Schau wird am Sonntag, 18. Februar, 11.30 Uhr eröffnet; sie läuft bis zum 15. April.

Artikel vom 17.02.2007