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Britanniens bester Auto-Botschafter

Ottfried Stopka wird 70 - Jaguars dienstältester Vertragshändler

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Er ist stets hilfsbereit, eine ehrliche Haut und liebt die Geschwindigkeit. Sieben Jahrzehnte Vollgas? Für Ottfried Stopka kein Problem. Am Dienstag wird Bielefelds automobiles Urgestein 70 Jahre alt. Für Rückblicke bleibt nur wenig Zeit. »Otti«, wie ihn seine Freunde nennen, ist täglich im Betrieb oder beim Kunden, kurz: am Puls der Zeit.

Ottfried Stopkas Jaguar-Betrieb an der Detmolder Straße ist Deutschlands einziges Autohaus mit Original-Pub. Bier aus England, an der Wand ein Porträt von Prinz Philip. Zur vollen Stunde erklingt vom Dach der originale Big-Ben-Schlag.
Drinnen läuft der Gastgeber gerade zur Höchstform auf: Aus einem großen Kasten fördert er alte Fotos, Zeitungsausschnitte, Dokumente einer automobilen Karriere, die in der Branche ihresgleichen sucht. »Ich bin Jaguars dienstältester Händler«, sagt Stopka stolz; seit 47 Jahren repräsentiert er die Raubkatze. Mit seinen Jahresstückzahlen rangiert er weit oben, für Kundenzufriedenheit gab es den Titel des Quality-Siegers. Die Ausstrahlung des Autohauses ist gediegen englisch und gleich gegenüber sportlich-italienisch, denn seit 40 Jahren steht Stopka auch für die Marke Alfa.
Der Jubilar liefert Anekdoten, Geschichten, Erfahrungen aus Begegnungen mit den Prominenten dieser Welt. »Prinzessin Anne ist hier mal liegengeblieben, da haben wir natürlich geholfen«, schmunzelt Stopka. Oder der Berliner Regisseur Christian Wölfer. Dem bescherte (wie anderen Freunden englischer Automobile in den Siebzigern auch) der pannenträchtige Bielefelder Berg einen Zwangsaufenthalt in Bielefeld.
Aus den meisten dieser Stopps aber wurde kein Ärgernis, sondern eine dicke Freundschaft, denn Ottfried Stopka, Britanniens bester Botschafter, hat ein einzigartiges Talent, Probleme menschlich zu lösen. Seit fast 40 Jahren ist er mit seiner Sigrid verheiratet, doch zur Familie zählen nicht nur Tochter Tina und Sohn Alexander, sondern auch die 25 Mitarbeiter. Seine Firma ist Lebensinhalt, Lebenselixier und soll es noch drei Jahre sein. Dann ist Stopka 50 Jahre für Jaguar im Dienst - Grund genug für den Ritterschlag. Wer mit Stopka über sein bewegtes Leben spricht, erfähjrt Spannendes. Geboren in Masuren in Ostpreußen. Der Vater ist im Krieg. Der Achtjährige verliert in einem Hinterhalt in Allenstein seine ganze Familie: Mutter und Geschwister überleben den Flüchtlingstreck nicht, er selbst flüchtet, kommt ins Waisenhaus, auf wundersame Weise zunächst nach Duisburg zu einem Onkel, später zum Vater zurück. Der versucht nach der Rückkehr aus Gefangenschaft einen Neuanfang in Steinhagen. Ottfried Stopka macht die Volksschule, jobbt für den Lebensunterhalt, büffelt kaufmännisches Wissen, lernt ab 14 Kfz-Mechaniker, wird mit 23 jüngster Meister und ist wenige Jahre später selbständig.
Die Swinging Sixties finden auch in Bielefeld statt. Die Vielzahl englischer Soldaten mit englischen Autos braucht Werkstattunterstützung. Und Stopka steht für eine Ära, für Leyland, Rover, Triumph, BLMC und Landrover, für Jaguar und Mini. »Ich habe immer Vollgas gegeben, aber auch manche schlaflose Nacht gehabt«, sagt die ehrliche Haut. Denn Vertreter englischer Wagen haben es damals schwer, aber Stopka investiert dennoch, ist mutig und entschlossen und wagt den großen Schritt von der Tankstelle zum glamourösen Betrieb in Sieker.
Einmal hat sich »Otti« als Rennfahrer versucht, in Oerlinghausen ist er ein beliebter Fliegerkamerad und Hobbypilot. Und zum Geburtstag schenkt sich der Jubilar etwas Persönliches: Der frisch restaurierte Jaguar XK150 im Keller ist mehr als nur ein Symbol. Er ist 47, genau so alt wie Stopkas Jaguarvertrag. »Und er hat Scheibenbremsen«, sagt das Geburtstagskind. Mit 70 Jahren werden selbst Vollgasfahrer vorsichtig.

Artikel vom 17.02.2007