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Antarktis droht
Katastrophe

Walfänger mit Giftfracht brennt

Wellington (dpa). Der Antarktis droht nach dem Brand auf einem japanischen Walfängerboot möglicherweise eine Umweltkatastrophe.
Das mit Walfleisch schwer beladene Fabrikschiff »Nisshin Maru« (Archivbild) brennt.

»Die Situation ist ernst«, sagte gestern der neuseeländische Umweltminister Chris Carter. »Es handelt sich hier um eine der unberührtesten Gegenden der Welt und ein schwer beschädigtes Schiff voller giftiger Öle.«
Größte Gefahr sei ein Auslaufen von schätzungsweise 1000 Tonnen Benzin, Motoröl und anderer Chemikalien zur Fischverarbeitung aus der havarierten »Nisshin Maru«. Das mit Walfleisch schwer beladene Fabrikschiff trieb wegen der Unmengen Löschwasser 230 Kilometer nördlich der Antarktis mit Schlagseite in internationalen Gewässern. Schlepper aus Neuseeland könnten das Gebiet erst in sechseinhalb Tagen erreichen.
Die für Rettungseinsätze zuständige neuseeländische Maritim-Behörde steht mit dem Walfänger in ständigem Kontakt. Deren Direktorin äußerte die Hoffnung, dass eventuell auslaufendes Öl wegen der Meereskälte verklumpen würde und dann relativ leicht eingesammelt werden könne.
Das Feuer war unter Deck der »Nisshin Maru« ausgebrochen. 20 an Bord gebliebene Seeleute brachten die Flammen nach mehreren Stunden unter Kontrolle. Mehr als 140 Besatzungsmitglieder retteten sich auf Beiboote. Ein Seemann (27) wurde vermisst. An Bord des Schiffes brach nach Informationen im Schiffsregister Lloyd's List 1998 schon einmal Feuer aus, berichtete die Wirtschaftsagentur Bloomberg.
Das Schiff gehört zu der umstrittenen Walfangflotte Japans. Nach Angaben von Greenpeace besteht sie aus sechs Schiffen: Dazu gehörten zwei Spähschiffe, drei Fangschiffe und das nun in Brand geratene Fabrikschiff »Nisshin Maru«. Tierschützer der Gruppe »Sea Shepherd« hatten die Boote, die trotz internationaler Proteste »zu wissenschaftlichen Zwecken« mehr als 900 Mink-Wale schlachten wollten, wochenlang verfolgt und attackiert. Vor einer Woche hatten Aktivisten von »Sea Shepherd« eine stinkende Säure auf das Deck der »Nisshin Maru« gesprüht. Nach japanischen Angaben waren dabei zwei Besatzungsmitglieder leicht verletzt worden.
Greenpeace bot der havarierten »Nisshin Maru« unterdessen Hilfe an. Das Greenpeace-Schiff »Esperanza« habe den Notruf aufgefangen und sei auf dem Weg zum Unglücksort. Das Expeditionsschiff werde den japanischen Walfänger in etwa 24 Stunden erreichen. Ob eine Umweltkatastrophe bevorstehe, könne gegenwärtig noch nicht gesagt werden.
In neuseeländischen Medien kursierten Gerüchte, dass dem Brand eine Explosion voraus ging. Die Regierung in Wellington, die strikt gegen den Walfang ist, war nach Angaben eines Sprechers überzeugt, dass die Tierschützer mit dem Brand nichts zu tun hatten. Die japanische Fischereibehörde wies Hilfsangebote von Tierschützern, die mit Booten in der Nähe sind, zurück. Dabei handele es sich um »Terroristen«.

Artikel vom 16.02.2007