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Glück maximieren -
nicht den Reichtum

Georgsmarienhütte-Chef Großmann beim IHC


Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Auch der niedrigst eingestufte Stahlarbeiter der Georgsmarienhütte bei Osnabrück hat 2006 zusätzlich zum vollen Tariflohn noch eine Gewinnbeteiligung von 5000 Euro bekommen. »Dass ist mehr als die Arbeitnehmer von Porsche erhalten - aber über Porsche reden alle«, meinte Dr. Jürgen Großmann (54). Der Inhaber der Georgsmarienhütte Holding war gestern Gast beim ostwestfälisch-lippischen Industrie- und Handelsclub in Bielefeld. Das vertrauenswürdige Verhältnis zu den Arbeitern ist einer der großen Vorteile, deretwegen Großmann dem Mittelstand trotz der Elefantenhochzeiten (Mittal/Arcelor, Tata/Corus) in der Stahlbranche eine gute Zukunft voraussagt.
Marktnischen erkennen, pflegen, sich beim Kunden unentbehrlich machen: Dass kann nach Ansicht des Stahlbarons niemand besser als der Mittelstand. Nachdem er die Georgsmarienhütte mit 120 Millionen Euro Schulden und einem Investitionsbedarf von 85 Millionen für zwei Mark aus der Insolvenz übernommen und in den vergangenen zehn Jahren mit knapp 10 000 Mitarbeitern und 2,3 Milliarden Euro konsolidiertem Umsatz tief in die schwarzen Zahlen geführt hat, zog sich Großmann am Jahresanfang 2007 aus der aktiven Geschäftsführung zurück. Einen Verkauf schließt er trotz hervorragender Angebote definitiv aus: »Da fühle ich mich bei meinen Mitarbeitern im Wort.« Sie jetzt einer Heuschrecke zu überlassen und Kasse zu machen, da würde er sich morgens nicht mehr im Spiegel ins Gesicht sehen können. »Geld ist nicht alles«, erklärte er. »Ich will mein Glück, nicht den Reichtum maximieren.«

Artikel vom 16.02.2007