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Gute Kicker lassen
die Finger vom Bier

Fußballer-Studie von Thomas Fritz


Bielefeld (sas). Freizeitsportler, die nach dem Training noch ein Bierchen zischen? Eine gängige Vorstellung. Ebenso gängig aber ist die Idee, dass Sport junge Menschen davor bewahrt, Drogen zu nehmen. Wie es mit dem Sportengagement und Alkoholkonsum im Jugendalter aussieht, hat der Sportwissenschaftler Dr. Thomas Fritz am Beispiel von Vereinsfußballern untersucht.
Für seine Dissertation, die am kommenden Freitag mit einem Preis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft ausgezeichnet wird, hat er eine Studie über 15- bis 17-Jährige Kicker der B-Jugend erstellt. Vier Jahre hat sich Fritz damit befasst. Bis Ende 2006 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni beschäftigt, jetzt ist er Jungunternehmer und berät als Dienstleister in Sachen Gesundheit Firmen, Krankenkassen und Schulen.
Ausgangspunkt seiner Arbeit war die hohe Zahl von Alkoholabhängigen in Deutschland: »4,4 Millionen Menschen sind abhängig, aber es gibt kaum ein Problembewusstsein.« Er hat sich gefragt, welchen protektiven Beitrag der Sport hier leisten kann. Oder aber, umgekehrt, ob er gar negative Auswirkungen hat.
»Allgemein kann man sagen, dass Sport junge Menschen psychosozial stärkt: Sie entwickeln mehr Selbstvertrauen und haben mehr Freunde.« Wenn sie dann in ihrem Sport auch noch erfolgreich sind und er für sie einen hohen Stellenwert hat, konsumieren sie tatsächlich weniger Alkohol. Das gilt besonders, wenn sie in einer eher abstinenten Gruppe verwurzelt sind. Und je höher die Leistungsklasse, desto größer die Bereitschaft zum Verzicht. »Eine besondere Rolle kommt dem Trainer und der Vereinsleitung zu: Wenn sie verdeutlichen, dass Alkohol tabu ist, lassen die Jugendlichen eher die Finger davon.«
Eine Umfrage unter den jungen Kickern bestätigt das: 88 Prozent von ihnen hatten irgendwann schon einmal Kontakt mit Alkohol, aber nur 47 Prozent von ihnen haben im Fußballverein zu Bier und Hochprozentigem gegriffen. Grundsätzlich - und unabhängig von der Einbettung in einen Sportverein - gehört Alkohol in ländlichen Gegenden eher dazu: »In der Stadt ist der soziale Druck, die Abhängigkeit von einer Clique nicht so groß«, erklärt Fritz.

Artikel vom 16.02.2007