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Wieder auf dem Werder-Weg

Nach der »Putzstunde« gegen Ajax: Nord-Derby so brisant wie nie

Von Klaus Lükewille
Bremen (WB). Vorsicht, bissiger Hund! Der Bremer Kapitän Torsten Frings trug nach dem deutlichen 3:0-Sieg gegen Ajax Amsterdam einen Pullover, auf dem eine zähnefletschende Bulldogge abgedruckt war.

Viel »Biss« zeigten die Norddeutschen vorher schon in der UEFA-Cup-Partie. Allen voran Frings. Als Grätscher, Antreiber und sogar als Torschütze. Denn nach den Treffern von Per Mertesacker und Naldo stellte der Nationalspieler mit dem 3:0 endgültig die Weichen in Richtung Achtelfinale. »Das ist ein gutes Ergebnis, das müsste für die nächste Runde reichen«, blickte Sport-Direktor Klaus Allofs zuversichtlich dem zweiten Duell am 22. Februar (21 Uhr) in Amsterdam entgegen.
Frings war da vorsichtiger: »Das wird keine Kaffeefahrt. Wir sind noch nicht durch.« Unten durch war Werder bei den Kritikern nach den letzten Liga-Auftritten. 0:2 gegen Schalke, 1:4 in Stuttgart. Innerhalb von nur 180 Minuten war aus dem Titelkandidaten ein Verfolger geworden, der jetzt wieder angreifen wird. Trainer Thomas Schaaf ist nach der »Putzstunde« gegen Ajax fest davon überzeugt: »Wir haben eine gute Leistung geboten und sind in die richtige Spur zurückgekehrt.«
Bremen - wieder auf dem Werder-Weg. Allerdings: Die ganz hohe Kicker-Schule, wie sie von dieser Elf in der Vorrunde mehrfach geboten wurde, war die UEFA-Cup-Partie nicht. »Unsere Truppe ist aber von der ersten Minute an engagiert und diszipliniert aufgetreten«, lobte Schaaf. Bei seiner Fehleransprache in den letzten Tagen hatten alle zugehört: Spielerische Klasse allein reicht nicht, auch der Einsatz muss stimmen. »Da hatten wir gegen Schalke und vor allem in Stuttgart zu viele Defizite«, gestand Frings selbstkritisch. Der Kapitän ging gegen Amsterdam mit bestem Beispiel voran. Nach dem alten deutschen Fußball-Lehrsatz, der passt immer noch: Über den Kampf fand Werder auch zu besserem Spiel.
Typisch die ersten beiden Tore. Die wurden nur erzielt, weil die Hausherren nach dem Wechsel immensen Druck ausübten. 3:0 hieß es am Ende, auch ein 5:0 und sogar 6:0 lag in der Luft. Schaaf mäkelte leise: »Wir hätten mehr Tore erzielen können.« Aber die Stürmer, sie treffen zurzeit nicht. Vor allem T Miroslav Klose, er steckt seit Wochen in einem mittelschweren Tief. Der Verdacht: zu schwere Auslands-Angebote - und deshalb keine leichten Beine? Sport-Direktor Allofs drängt auf eine schnelle Entscheidung: »Ich hoffe, Miro bleibt.«
Sein WM-Kollege, der aus Hannover kam, wird ja ebenfalls in Italien gehandelt, aber Mertesacker denkt nicht eine Sekunde über einen Wechsel nach: »Mir gefällt es in Bremen ausgezeichnet. Warum sollte ich gehen?«
Höchstens mal ein paar Meter vorwärts, in den gegnerischen Strafraum. Nach dem Tor gegen Chelsea schlug der »Lange« schon wieder zu und grinste: »Ja, auf internationalem Parkett sind wir gut dabei. Jetzt müssen aber auch die Liga-Resultate passen.«
Die Werder-Fans stimmten sich im lauten Kurven-Chor schon auf den nächsten Gegner ein: »Hamburg, Hamburg, zweite Liga.« Morgen steigt des Nordderby. Werder kontra HSV. Immer spannend - aber so brisant war es noch nie. Titelanwärter gegen Kellerkind. Schaaf fordert: »Wir müssen da weitermachen, wo wir gegen Ajax aufgehört haben.«
Frings sieht das auch so: »Wir wollen zeigen, wer der Hausherr ist.« Übrigens: Die Bulldoge auf seinem Pulli, die trug eine Krone. Hier möchte der bissige Kapitän mit Werder doppelt zuschnappen. In der Liga und im UEFA-Cup.

Artikel vom 16.02.2007