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Nur Kahn steht unter Strom

1:0 - Alemannia Aachen entdeckt im FC Bayern den Lieblinsgegner

Aachen (dpa). Manager Oliver Hoeneß eilte mit rotem Kopf wortlos davon, doch Kapitän Oliver Kahn redete nach der misslungenen Generalprobe für den Champions-League-Klassiker bei Real Madrid Tacheles.
»Der Verein gibt den Spielern so viel, da müssen sie auch einmal etwas zurückgeben. Damit meine ich Leidenschaft und Kampfgeist. Wir müssen spielen, als wären wir im Abstiegskampf«, schimpfte der Ex-Nationaltorwart nach der 0:1-Pleite bei Alemannia Aachen. Kahn war dermaßen aufgebracht, dass er noch ein Handgemenge mit Gegenspieler Sascha Rösler provozierte. »Man hat gemerkt, der Kahn steht unter Strom. Er will in seiner letzten Saison nicht im UEFA-Cup spielen«, sagte Rösler.
Schließlich droht der doppelte Abschied aus Europas Spitzenklasse: In dieser Verfassung wird es ein schwerer Gang zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League morgen in Madrid. Als Bundesliga-Vierter mit fünf Punkten Rückstand auf Werder Bremen droht das Scheitern im Kampf um den Einzug für die Saison für 2007/2008. »Wir dürfen nicht denken: Wenn wir nicht Meister werden, gewinnen wir halt die Champions League. Den Zahn müssen wir jeden ziehen«, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge zur theoretischen Möglichkeit, durch den Gewinn der europäischen Spitzenliga die Qualifikation für den nächsten Wettbewerb zu schaffen.
»Ich bin überzeugt, dass wir Dritter werden«, sagte Hitzfeld, der die Darbietung nicht beschönigte: »Unser Nervenkostüm passt zurzeit nicht, die Körpersprache war vielsagend.« Und das 0:1 durch den Ex-Bayer Alexander Klitzpera (10.) forcierte die Unsicherheit. »Wir haben nicht das Selbstbewusstsein wie vor einem Jahr«, bekannte Verteidiger Philipp Lahm und fürchtet: »Es stehen schwere Wochen vor uns.«
In Aachen heizte der dritte, hart erkämpfte Fußball-Geniestreich gegen die Übermacht aus München nach den beiden Pokal-Triumphen 2004 und im Dezember 2006 dagegen die Karnevals-Stimmung an. »Ich denke, es ist ungewöhnlich, die Bayern innerhalb von acht Wochen zwei Mal zu schlagen. Wir sind wieder über unsere Grenzen gegangen«, freute sich Alemannia-Chefcoach Michael Frontzeck nach dem ersten Heimsieg seit dem 30. September 2006, betonte aber: »Es waren drei Punkte, mehr nicht. Wir bleiben im Abstiegskampf.«
Ganz so nüchtern wollten seine Spieler den dritten Prestigeerfolg nicht quittieren. »Man kann schon von einem Lieblingsgegner sprechen«, meinte Torschütze Klitzpera, der von 1988 bis 1999 bei den Bayern-Amateuren kickte und später für Arminia Bielefeld verteidigte. »Beim ersten Mal waren wir krasser Außenseiter, beim zweiten auch und nun haben wir wieder gewonnen - unglaublich.«

Artikel vom 19.02.2007