15.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

So wird das Heim zur Festung

Kriminalpolizei berät Bielefelder Bürger über einbruchsicheres Wohnen

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Wenn ihre Fenster noch Rollzapfen haben, sagen Sie's niemandem weiter - das würde nur die Einbrecher freuen. Mit Pilzkopfzapfen hingegen wird Ihre Wohnung zur Festung. Hier einige Ratschläge von der Polizei.

In Einfamilienhäusern sind die Fenster des Erdgeschosses (und die Terrassentür) bevorzugte Einstiegsorte, im Mehrfamilienhaus ist es, klar, die Wohnungstür. »Entgegen den verbreiteten Vermutungen spähen Einbrecher ihre Objekte nicht aus. Klingeln - keiner da - rein: So arbeiten die«, sagt Kriminalhauptkommissar Klaus Lengwenings. Alles muss schnell gehen, und der Test am Schau-Fenster bestätigt es: Einfacher Schraubenzieher genügt, und in Sekunden ist das Ding offen.
Am zu Demo-Zwecken aufgebauten Fenster hingegen, das mit Pilzkopfzapfen in seinem Rahmen gehalten wird, haben sich die Besucher im Polizeipräsidium an Kurt-Schumacher-Straße schon seit Jahren abgearbeitet - es ist zu, und es bleibt zu, obwohl man mit einem Schraubenzieher mühelos einen Druck von einer Tonne erreicht. »Diese Sicherung kostet, grob geschätzt, 100 Euro pro Fenster«, sagt Lengwenings, der mit Kriminaloberkommissar Olaf Langenau technischer Fachberater im Kriminalkommissariat 44-Vorbeugung arbeitet.
Etwa 2000 Beratungen pro Jahr werden nachgefragt, einige hundert im Präsidium, wo neueste Sicherungstechnik vorgeführt wird. »Obwohl wir Straftaten verhindern sollen, sind die meisten Kunden bereits Opfer geworden«, bedauert Lengwenings. Ein Besuch bei den Spezialisten lohnt: montags von 8.00 bis 15.30 Uhr ohne Anmeldung, sonst nach telefonischer Absprache unter 545-35 55. Je mehr Technik, desto weniger Einbrüche: Ihre Zahl ging in zehn Jahren um 20 Prozent zurück; in 45 Prozent aller Fälle blieb es beim Versuch.
Kaum zu glauben: Nur mickerige 2 (in Worten: zwei) Bielefelder Handwerksbetriebe stehen auf der Liste, auf der das Landeskriminalamt Spezialisten für Einbau und Nachrüstung von Sicherungstechnik benennt. Die werden den Beratungswilligen von der Polizei stets empfohlen - und können sich vor Aufträgen kaum retten. Andere Betriebe, die auf die Liste möchten: Lengwenings anrufen!
Lengwenings warnt vor Einkauf nach Katalogstudium mit anschließendem Selbsteinbau: »Sehr wichtig ist die fachgerechte Montage.« Denn was nützt der teuerste Scharnierbeschlag, wenn ihn jeder Schraubenzieher mühelos von der Unterlage abhebelt. Die Polizei berät individuell, auch zum Thema Montage-Sicherheit.
Videoüberwachung hält Lengwenings ebenfalls für sinnvoll, aber nur in Betrieben. In Privathäusern sei diese Technik meist überflüssig: »Bei Dieter Bohlen hat man's gesehen: Draußen vor der Tür steht der maskierte Verbrecher, aber drinnen guckt keiner auf die Kamerabilder . . .«

Artikel vom 15.02.2007