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Kinder zu wenig gefördert

Unicef: Deutschland nur Mittelmaß - Eltern haben wenig Zeit

Berlin (Reuters/WB). Kinder in Deutschland haben einer Unicef-Studie zufolge schlechtere Zukunftschancen als in vielen anderen Industrienationen. Deutschland kam in der gestern vorgestellten Erhebung auf Rang elf von 21 Ländern. Dabei schneidet Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich noch gut ab.
Gemeinsames Spiel: dafür sollten sich Eltern mehr Zeit nehmen.

Die Autoren nannten das Ergebnis ähnlich ernüchternd wie bei der Pisa-Untersuchung zur Bildung. Obwohl sie zu den reichsten Ländern der Welt zählt, kam die Bundesrepublik beim materiellen Wohlstand der Jungen und Mädchen lediglich auf Platz 13.
Dabei ist die Situation der Kinder in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Am besten schneiden Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ab. Nordrhein-Westfalen rangiert auf Platz vier. Besonders gut sind bei den Kindern in NRW die Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen sowie die Bildungssituation. In beiden Kategorien erreichte NRW bundesweit Platz 2. Hinten liegen Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Bremen ist Schlusslicht.
Als Sieger der Vergleichsstudie ermittelte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen die Niederlande, gefolgt von Schweden, Dänemark und Finnland. Großbritannien wurde als das kinderunfreundlichste Land aller Industrienationen ausgewiesen. Den vorletzten Platz belegte die USA. Untersucht wurden materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie eigene Einschätzung der Jungen und Mädchen.
Besonders besorgniserregend nannten die Autoren der Studie das Risikoverhalten deutscher Jugendlicher. Demnach raucht fast jeder sechste 15-Jährige mindestens einmal die Woche. »In keinem anderen Land rauchen so viele junge Menschen.« Beim Alkoholkonsum gaben in Großbritannien fast ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen an, schon zweimal oder öfter betrunken gewesen zu sein. »In Deutschland sind es etwa 17 Prozent.«
Mehr als die Hälfte der 15-jährigen Deutschen erklärte, dass ihre Eltern kaum Zeit hätten, sich mit ihnen zu unterhalten. In der Studie heißt es dazu: »Deutsche Eltern reden offenbar besonders selten mit ihren Kindern - Deutschland liegt in dieser Hinsicht auf dem letzten Platz.«
Als »erschreckend niedrig« bezeichneten die Autoren die Erwartungen, mit denen Jugendliche in der Bundesrepublik in ihre berufliche Zukunft blicken. Gut ein Drittel der 15-Jährigen rechne damit, keine qualifizierte Arbeit zu finden. Deutschland liege bei diesem Vergleich mit am Ende. Bei der Bereitschaft, in frühkindliche Betreuung zu investieren, sei es gar Schlusslicht. S. 4: Kommentar

Artikel vom 15.02.2007