17.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bochum hat sein
Polster schon verspielt

Der Vorletzte in Bielefeld: vier Nullrunden im Jahr 2007

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bochum (WB). Wie gewonnen so zerronnen. Da kletterte der VfL Bochum mit einem 2:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach am letzten Spieltag der Hinrunde bis auf Platz 14, aber inzwischen wird die Mannschaft wieder als führender Abstiegskandidat gehandelt.

Der VfL grüßt als Vorletzter - und steht am Sonntag beim DSC Arminia Bielefeld mehr unter Druck als die Gastgeber. Den Blauen ist ganz flau geworden. Zwei Punkte aus vier Rückrundenpartien sind dürftig, Anlass zur Sorge gibt die Torausbeute.
Torausbeute? Welche Torausbeute denn? Vier Nullrunden legten die Bochumer hin, wobei die Arminen sich besser nicht vorschnell ins Fäustchen lachen sollten. Immerhin brachte der VfL aus Cottbus und München jeweils ein 0:0 mit. Und torlos schien auch die letzte Begegnung gegen den 1. FC Nürnberg zu enden. Ehe Ivan Saenko dem hoch überlegenen auftretenden Aufsteiger in den Schlussminuten einen Doppelpack verpasste und den VfL so wieder auf Position 17 beförderte. Club-Trainer Hans Meyer war das fast peinlich: »Die Bochumer hätten eigentlich gewinnen müssen.«
Haben sie aber nicht, und nun ist das kleine Drei-Punkte-Polster, das sie sich dem miserablen Saisonstart zum Trotz zugelegt hatten, aufgebraucht. Wer über Absteiger redet, kommt am VfL nicht vorbei. Vorteil wohl: Er hat das auch gar nicht anders erwartet.
Dabei gibt es durchaus Verbesserungen. Der neue Torwart ist bisher ein Hauptgewinn, der Tscheche Jaroslav Drobny hat das Problem zwischen den Pfosten gelöst. Das verleiht der gesamten Abwehr Sicherheit. Nun schwächelt die Offensive. Einfädler Zvjezdan Misimovic, der schon seinen Wechsel nach Nürnberg zur neuen Saison bekannt machte, und VfL-Schützenkönig Teofanis Gekas haben Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Trefferproduktion. Sechs torlose Stunden liegen inzwischen hinter der Mannschaft.
»Die nackten Zahlen klingen schlimm«, räumte Manager Stefan Kuntz gegenüber dem »kicker« ein, aber bei der Rückkehr nach Bielefeld will der ehemalige Arminia-Profi von einem Schlüsselspiel nichts wissen: »Mit solchen Bezeichnungen kann ich nichts anfangen.« Trotzdem hoffen die Bochumer, den Schlüssel zum Tor schnell wieder zu finden, auch wenn dies noch nicht einmal gegen den Zweitliga-Vorletzten Rot-Weiß Essen gelang.
Für den Probelauf zu Wochenbeginn hatte VfL-Trainer Marcel Koller den zweiten Anzug aus dem Schrank geholt. Nach der 0:1-Pleite stellte der Schweizer ernüchtert fest, dass der nicht gut gepasst hat: »Das war zu wenig. Niemand hat sich aufgedrängt.« Der Fußball-Lehrer geht aber davon aus, mit der ersten Garnitur erstklassig zu bleiben. Kann schon sein, dass in der SchücoArena eine Niederlage reicht, um die Abstiegsplätze vorläufig wieder zu verlassen. Mönchengladbach (in Dortmund) und Aachen (gegen Bayern) stehen in der Tabelle doch auch nur um ein Tor besser. So gesehen ist der VfL nicht abgeschlagen, sondern in bester Keller-Gesellschaft.

Artikel vom 17.02.2007