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Von Lettland bis nach Kuwait:
ABC-Truppe weltweit im Einsatz

Bundesverteidigungsminister Jung beeindruckt von Höxteraner Soldaten

Von Dirk Schröder
Höxter (WB). Der Bundesverteidigungsminister war gestern nicht das erste Mal in Höxter. Die Weserstadt ist Franz Josef Jung von seiner Offiziersausbildung noch bestens in Erinnerung. Damals musste er einen 120-Kilometer-Marsch von Höxter bis ins westfälische Münster absolvieren. Gestern zeigte er sich erneut stark beeindruckt - diesmal aber von der Leistungsfähigkeit des ABC-Abwehrbataillons 7.
In kürzester Zeit stellen die Soldaten in Höxter ABC-Abwehrbereitschaft her. Hauptfeldwebel Elmar Hellwig erläutert Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung die vielfältigen Aufgaben. Foto: Ingo Schmitz
Das Bataillon in Höxter ist dafür ausgebildet und ausgerüstet, atomare, biologische und chemische Kampfstoffe früh zu erkennen und zu analysieren - ein breites Einsatzspektrum, auf das sogar die US-Armee neidisch sein dürfte. »Wir sind weltweit im Einsatz und immer irgendwie dabei«, hob der neue Kommandeur der Höxteraner Soldaten, Oberstleutnant Lutz Nikolaus Neumann, nicht ohne Stolz den hohen Ausbildungsstand seiner Truppe hervor. Zuletzt waren die ABC-Soldaten Ende vergangenen Jahres bei der NATO-Außenministerkonferenz im lettischen Riga eingesetzt. Für Schlagzeilen hatte das Bataillon auch gesorgt, als es während des Irak-Krieges nach Kuwait verlegt worden war.
Einen Eindruck von der Qualität dieser Einheit erhielt gestern auch der oberste Dienstherr der Bundeswehr. Nachdem Jung mit dem Hubschrauber auf dem Gelände der General-Weber-Kaserne gelandet war, wurde er nach einem kurzem Briefing in die Praxis der vielfältigen Aufgaben dieser Vorzeigetruppe eingewiesen. »Ganz hervorragend«, lobte der Verteidigungsminister den wichtigen Beitrag der ABC-Soldaten für eine schnelle Einsatzfähigkeit. Und nicht ohne Stolz erinnerte er an den Einsatz des Bataillons bei der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. Die ABC-Abwehrkräfte leisteten ihren Beitrag dazu, dass die WM so friedlich über die Bühne gehen konnte.
Lob fand der Gast aus Berlin auch dafür, dass die Soldaten so fest in der Höxteraner Bevölkerung verankert sind. Eine Tatsache, der Bataillons-Kommandeur Neumann nur zustimmen konnte. »Wir haben hier ein vorbildliches Ausbildungsangebot und eine sehr enge Verbindung zu unseren Patengemeinden.«
Jung unterstrich die Bedeutung der nicht nur in der Bundeswehr einmaligen ABC-Truppe noch dadurch, dass er an die 18 Millionen Euro erinnerte, mit denen der Standort in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll. Statt der bisher knapp 800 Soldaten werden demnächst in Höxter sogar mehr als 1200 stationiert sein.
So etwas freut natürlich auch den heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Herrmann, der Jung in seinen Wahlkreis eingeladen hatte. »Auf diese Truppe können sich die Bundeswehr und die NATO verlassen. Sie ist weltweit führend.«
Bevor der Verteidigungsminister nach zwei Stunden wieder aus der Weserstadt entschwebte, beantwortete er noch einige Fragen dieser Zeitung zu aktuellen weltpolitischen Fragen.
Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am Wochenende in München gemachten Äußerungen wollte Jung nicht als Konfrontation verstanden wissen. Es sei notwendig und wichtig, dass sich zwischen der NATO und Russland ein partnerschaftliches Verhältnis entwickele. Beide Seiten hätten gemeinsame Sicherheitsinteressen. Der Minister erinnerte an gemeinsame Übungen: »Wenn mir das jemand früher erklärt hätte, ich hätte es nicht glauben können.«
»Ein kalter Krieg war genug«, wiederholte Jung noch einmal seine Bemerkung vom Wochenende. Ausdrücklich begrüßte er die klare Position Putins gegenüber dem Iran, wenn dessen Führung im Atomstreit nicht einlenken sollte.
Sorgen bereitet dem Minister die Lage im Kosovo nach dem Vorschlag des UN-Vermittlers Martti Ahtisaari. »Dies ist ein ausgewogener Vorschlag. Ich hoffe, die Lage bleibt stabil und beide Seiten sind bereit, darauf einzugehen.«
Zu dem geplanten Tornado-Einsatz in Afghanistan ließ sich Jung nicht von seiner Auffassung abbringen: »Das ist kein Kampfeinsatz, wir stellen nur eine Aufklärungskomponente.«

Artikel vom 14.02.2007