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Zukunft des
Beckhofes ist
noch ungewiss

Diskussion über Kirche und Gebäude

Von Kendra Taktak
Sennestadt (WB). Der Beckhof wird in diesem Jahr 225 Jahre alt. Vor 50 Jahren wurde der Grundstein für den Wohnungsbau zur Unterbringung Vertriebener des Zweiten Weltkriegs gelegt. 2008 wird der Einzug der ersten Bewohner ein halbes Jahrhundert zurückliegen. Der Beckhof, Einrichtung der von Bodelschwinghschen Anstalten, hat zahlreiche Jubiläen zu begehen. Doch seine Zukunft ist ungewiss.

Bei Kaffee und Kuchen traf sich der »Verein der Freunde und Förderer der Beckhofsiedlung und Beckhofgemeinschaft« zur Jahreshauptversammlung. Die Stärkung war von Nöten, denn besonders der Punkt »Vorschau auf 2007 /2008 mit Aussprache« zog sich lange hin. Seit im Jahr 2000 die Beckhofverwaltung aufgelöst und die Leitung der Siedlung auf Bethel übertragen worden war, strebt der 76 Mitglieder zählende Förderverein an, Ansprechpartner für Anwohner und Gemeindeglieder zu sein.
»Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben für's Leben die richtige Haltung.« Gemäß dieses Ausspruchs Dietrich BonhoefferÔs zeigte der Vereinsvorsitzende Artur Herrmann zu Beginn der Versammlung neuere Fotos und ältere Dias in einer Bildschirm-Präsentation. Bisher handelt es sich dabei nur um einen Entwurf, doch Herrmann regte an, daraus eine umfassende Beckhof-Präsentation erstellen zu lassen, um Erinnerungen an vergangene Zeiten zu bewahren.
Schwieriger gestaltet sich die Zukunftsplanung: Bethel ist gezwungen, am Beckhof Kosten einzusparen. Für die Wohnhäuser steht die Idee im Raum, sie den Bewohnern zu überlassen, und zwar für den Grundstückspreis abzüglich dessen, was ein Abriss kosten würde. Künftig müssten dann die Bewohner für den Unterhalt der Gebäude selbst aufkommen.
Auch die viergeteilte Mehr-Konfessionen-Kirche müsste von den Gemeindegliedern finanziert werden. Nachdem die katholische Gemeinde die Nutzung eingestellt hat und die evangelische sowie die ukrainische Gemeinde nur noch selten Hochämter in der Beckhofkirche feiern, ist die mögliche Kostenaufteilung jedoch unklar. Sowohl die russisch- als auch die serbisch-orthodoxe Gemeinde hängen sehr an ihrem Gotteshaus. Neben den laufenden Kosten stehen für dieses eine Restaurierung des Turms und Säuberung des Daches an. Noch ist keine Lösung in Sicht. Herrmann betont: »Gespräche um den Fortbestand der Kirche laufen.«
Die unsichere Zukunft der Siedlung zeigt sich auch in der Bauplanung der Sennestadt GmbH. Denn an einem Straßenabschnitt, der die alte Straße »Am Beckhof« mit der neuen Straße »Am alten Beckhof« verbindet, fehlt noch ein Bürgersteig. Auf Anfrage des Fördervereinsvorsitzenden informierte die GmbH, dass über den Ausbau erst dann entschieden werde, wenn die zukünftige Nutzung der Beckhofsiedlung feststehe.
Sicher ist hingegen, dass Ende 2007 das Altenheim aufgelöst werden wird. Herrmann vermutet, dass die verbliebenen Bewohner auf umliegende Heime in Eckardtsheim, Bethel und Quelle verteilt werden. »Unklar ist jedoch, was mit dem Gebäude passieren wird.« Die Grußkarte 2007, die der Förderverein an seine Mitglieder ausgibt, zeigt den Text der Urkunde der Grundsteinlegung des Altenheims.
Der pensionierte, doch nach wie vor sehr mit dem Beckhof verbundene Pastor Hans-Dieter Engelbert trug die Jahreslosung aus Jesaja 43 vor. »Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?« Engelbert machte die Vereinsmitglieder nachdenklich mit der Frage: »Was soll für uns und den Beckhof das Neue sein?« Meist denke man nur an die schönen Zeiten zurück. Der Pastor in Ruhe räumte ein: »Vielleicht erkennen wir das Neue wirklich noch nicht.«

Artikel vom 14.02.2007