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Geideck macht's mit Weber

Neuer Assistenzcoach war bis gestern Trainer der Oberligamannschaft

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Skeptiker wollen Frank Geideck mangelnde Gewandtheit im Umgang mit den Medien unterstellen, noch ehe er seine erste Pressekonferenz gegeben hat. Wohl eine haltlose Vorverurteilung, wie sich gestern andeutete. Arminia Bielefelds neuer Trainer hatte Journalisten eingeladen, um ihnen seine Arbeitsweise vorzustellen.

Weißes Oberhemd, die oberen zwei Knöpfe offen, Manschettenknöpfe, am Hals eine silberne Kette, dezente Uhr, Sakko - »man sagt mir ja Stallgeruch nach. Darum tut frischer Wind vielleicht ganz gut«, eröffnete der modebewusste 39-Jährige an seiner Kleidung riechend und mit einem Augenzwinkern das Gespräch.
Dass sich die Runde erst eindreiviertel Stunden später auflöste mag als Beleg dienen dafür, dass Frank Geideck durchaus einiges zu erzählen hat. Dennoch werde er nicht den Fehler machen, »jetzt von Fernsehstudio zu Fernsehstudio zu laufen.« Denn: »Ich habe ja noch gar nichts gemacht.«
Also: erst punkten, dann plaudern. Geideck, der bei seinen Vertragsverhandlungen übrigens ohne die Hilfe eines Beraters auskam, will den Weg aus dem Schatten seiner Vorgänger ins grelle Liga-Rampenlicht Schritt für Schritt gehen.
Spätestens am Sonntag beim Bundesligaspiel gegen VfL Bochum wird aber sowieso jede TV-Kamera auf den Novizen unter den 18 Erstligacheftrainern gerichtet sein. Doch worauf es in diesem Sport heute genau so wie vor 50 Jahren vor allem ankommt, ist die Tabelle. Dem DSC so schnell wie möglich wieder in die Erfolgsspur zu verhelfen, ist Geidecks dringlichste Aufgabe. Das bedeutet harte Arbeit, die sich von heute an auf zwei weitere Schultern verteilt. Dr. Jörg Weber, seit Saisonbeginn Trainer des DSC Arminia II in der Oberliga, unterschrieb gestern einen Vertrag als Co-Trainer bis zum Ende dieser Serie. Die kurze Laufzeit erklärt sich so: Der 41-Jährige ist Lehrer und hat sich von seinem Dienstherrn, dem Land Nordrhein Westfalen, beurlauben lassen. Vor seiner Tätigkeit bei Bielefeld war Dr. Jörg Weber Cheftrainer beim FC Gütersloh und beim SC Verl. Von 1980 bis 1986 spielte er für den DSC, zählte in der Saison 1984/85 sogar zum Erstligakader.
»Jörg Weber war Frank Geidecks Vorschlag, dem wir von Vereinsseite gern zugestimmt haben«, kommentierte Sportgeschäftsführer Reinhard Saftig diese Personalentscheidung. Weber begreife die Situation als »Chance, der ich nicht widerstehen konnte. Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe.«
Gegen Bochum sitzt Weber bereits neben Geideck auf der Trainerbank. Schlaue Tipps holt sich Arminias neuer Chefcoach aber weiterhin auch von seinen Vorgängern Benno Möhlmann und Hermann Gerland. Und über die Trainingsinhalte zu seiner Zeit unter Uwe Rapolder sagt Geideck sogar, sie hätten für ihn »Vorbildcharakter«. Am Sonntag kann Geideck bei seinem Ex-Chef nachhorchen, wie der sein Debüt bewertet. Rapolder spielt bei der Partie Arminia gegen Bochum für TV-Sender arena den Experten.
Weit mehr Gewicht als die Meinung Rapolders wird Geideck aber der des Sportgeschäftsführers beimessen. Reinhard Saftig ist sein direkter Vorgesetzter. Ein positives Verhältnis zum Manager »halte ich für erstrebenswert«, sagte Geideck. Eine Ansicht, die sich grundlegend von der seines Vorgängers Thomas von Heesen unterscheidet. Dennoch kündigte Geideck an, er werde auch »gegen Widerstände ankämpfen, wenn ich von etwas überzeugt bin, egal gegen wen«. »Konflikte«, sagte er, »lassen sich nicht immer vermeiden. Wichtig ist nur, dass sie intern bleiben.«

Artikel vom 14.02.2007