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Musik mit großer
Liebe zum Detail

Carolin Nordmeyer befeuert Orchester


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Atmosphäre vibriert vor gespannter Vorfreude. Dann zieht eine Werbekarawane zu Tusch und Trommelwirbel durch den Saal und sorgt für Amüsement. Es ist typisch für das Freie Sinfonie-Orchester (FSO), seinen Konzerten einen lockeren Rahmen zu geben. Musiziert wird aber mit ganzer Ernsthaftigkeit.
Davon konnte sich das Publikum jetzt einmal mehr bei einem romantischen Konzertreigen in der voll besetzten Waldhof-Aula überzeugen, bei dem das Orchester die Ergebnisse des vergangenen halben Probenjahres präsentierte. Was Carolin Nordmeyer aus dem Laienorchester herausholt, lässt ein ums andere Mal aufhorchen.
Die Kapellmeisterin des Bielefelder Theaters schafft es nicht nur, das aus interessierten Laien bestehende Orchester zu einem homogenen Klangkörper zu formen. Unter ihrem animierenden Dirigat entsteht atmende, lebendige Musik. Deren Reiz konnte man sich trotz vereinzelt auftauchender Intonationspatzer nicht entziehen.
Schon beim Entrée mit zwei Ballettmusiken aus Franz Schuberts Schauspielmusik »Rosamunde, Fürstin von Zypern« offenbarte sich die große rhythmische Impulskaft, mit der das FSO sowohl den majestätischen Strom als auch den folkloristischen Schwung pointiert zum Klingen brachte. Die dynamischen Auf- und Abschwünge der Streicher, die gefällig strömenden Bläserkantilenen -Ê alles spricht für eine sehr detailreiche Ausdeutung der Partitur und nicht zuletzt deren bemerkenswert genaue Umsetzung.
In der Mitte empfahl sich Philharmoniker Michael Römisch als beredter Solist des Konzerts für Fagott und Orchester F-Dur von Carl Maria von Weber. Auf spannungsvollem, subtil pulsierendem Orchestergrund brillierte Römisch mit trennscharf servierten Läufen und gefühlvollen Kantilenen.
Einen wahren Klangrausch entfachte das Orchester dann bei Alexander Glasunows Vierter Sinfonie. Deren thematisch-motivische Verpflechtungen wurden mit nicht nachlassender Spannung ebenso klar wie transparent herausgearbeitet. Und trotz der von Nordmeyer vorgegebenen forschen Tempovorgaben, die einen mitreißenden Vorwärtsdrive erzeugten, wurde bemerkenswert präzise und akzentuiert musiziert. Solche Detailschärfe und -liebe wünscht man sich bei manchem Profiorchester. Hut ab!

Artikel vom 14.02.2007