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Die Zukunft
liegt im Meer

»Abenteuer Wissen« zeigt Projekte

ZDF, 22.15 Uhr: Jetzt schon Realität: Auf dem Meeresgrund boomt die Industrie. Gigantische Maschinen bewegen sich wie von Geisterhand, armdicke Kabel sinken in die Tiefe, stählerne Rüssel wühlen sich durch den Schlick.

Doch wer das enorme wirtschaftliche Potenzial der Ozeane dieser Welt nutzen will, kommt nur mit großem technischen Aufwand ans Ziel und nimmt unvorhersehbare Risiken für Mensch und Natur in Kauf. »Industrie am Meeresgrund« heißt die Dokumentation heute in der Reihe »Abenteuer Wissen«, die nach wie vor von Karsten Schwanke moderiert wird.
Baufachleute wissen: Noch bevor die Erdölreserven erschöpft sind, geht weltweit der Kies zum Bauen aus. Der unscheinbare Rohstoff wird bislang in Kiesgruben, den trockenen Resten uralter Meere, abgebaut, doch diese Lagerstätten sind nahezu erschöpft. Daher entwickelte der Unternehmer Klaus Bätjer schon vor Jahren den Plan, Kies vom Boden der Nordsee zu gewinnen.
Da es jedoch keine Fördermaschinen für große Kiesmengen gab, beschloss er, selbst ein Spezialschiff zu entwickeln. Weder die 35 Millionen Euro Baukosten noch Proteste von Umweltschützern konnten ihn davon abbringen. Inzwischen fördert das Saugbaggerschiff »Charlemagne« mit einem Fassungsvermögen von 5000 Kubikmetern Sand und Kies vom Meeresgrund im Gebiet »Weiße Bank«, 60 Kilometer nordwestlich von Helgoland. Trotz strenger Auflagen von Naturschutzbehörden ist der ökologische Preis für den Kies hoch: Pflanzen und Tiere werden beim Abbau mit nach oben gesaugt und getötet, der Meeresboden wird aufgewühlt. Noch sind die Folgen unklar, aber der Rohstoffbedarf scheint hier Vorrang zu haben.
Ein anderer Schauplatz ist das Mittelmeer, wo ein gigantischer Pflug eine zwei Meter tiefe Furche von der Küste Kretas hinaus ins offene Meer zieht. Taucher flankieren das Ungetüm und prüfen die Lage des armdicken Kabels, das in der Furche zu einem Schiff weit draußen führt. Es ist der sichtbare Teil einer Mission am Meeresgrund, die eine 300 Kilometer lange Brücke durch die Ägäis schließen soll, ein Tiefseekabel für Telefon- und Internetverbindungen. Die Glasfasern, die heute sämtliche Kontinente miteinander verbinden, sind schneller, leistungsfähiger und zuverlässiger als jeder Satellit.
Ein drittes Projekt sind die Bemühungen von Ölfirmen, mit neuen Fördertechniken an die noch unerschlossenen Erdölreserven in der Nordsee zu kommen. Die Erschließung der letzten Öl- und Gasquellen unter dem Meer ist nur noch durch Roboter zu leisten, die inzwischen fast völlig selbstständig ihre Arbeit verrichten. Ganze Fabriken entstehen so am Meeresboden, in denen keine einziger Mensch arbeitet.

Artikel vom 14.02.2007