14.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Sachsen setzt
60 Spiele ab

Innenminister fordert harte Gangart

Leipzig (dpa). Mit einer noch nie da gewesenen Maßnahme hat der Sächsische Fußballverband (SFV) auf die Krawalle von Leipzig reagiert.
60 für dieses Wochenende angesetzte Spiele der unteren Amateurklassen wurden gestern abgesagt. Damit setzte der SFV nach den schweren Ausschreitungen mit 39 verletzten Polizisten nach dem Spiel des 1. FC Lok Leipzig gegen Erzgebirge Aue II das von DFB- Präsident Theo Zwanziger geforderte Signal an die Randalierer. »Die Vereine der zuletzt von den Ausschreitungen betroffenen Regionen setzen ein deutliches Zeichen der Solidarität in Richtung der Polizei und zeigen, dass Gewalt in und um die Fußballplätze Sachsens nicht toleriert werden kann«, sagte Zwanziger.
Auch der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmuth Spahn begrüßte den Beschluss. »Wir kapitulieren damit aber nicht vor den Randalierern«, sagte er. SFV-Präsident Klaus Reichenbach betonte: »Die Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt. Wir wollten uns mit den Polizisten, die am Wochenende ihre Knochen hinhalten mussten, solidarisch erklären.« Von der Absage sind Partien von der Kreisklasse bis hinauf zur Landesliga betroffen.
Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) kündigte an, dass der Freistaat künftig mit einer härteren Gangart gegen Gewalttäter vorgehen werde. »Ein leeres Fußballstadion ist mir tausend Mal lieber als die Beerdigung eines Polizisten«, betonte der Minister. Künftig sollen bei brisanten Spielen sachsenweit so genannte Sport-Staatsanwälte zum Einsatz kommen, die bei Bedarf an Ort und Stelle Haftbefehle beantragen können.
Mannschaft und Trainer von Lok Leipzig haben auch über das Wochenende hinaus mit einem Spielboykott gedroht, wenn Chaoten erneut bei einer Partie des Clubs erscheinen. »Wir nehmen uns das Recht heraus, vom Platz zu gehen, wenn wir diese Randalierer noch einmal in einem Stadion sehen«, sagte Kapitän Holger Krauß, der die Absage des Spieltags aber kritisierte: »Andere Vereine werden mit bestraft. Und die Chaoten haben erreicht, dass sie so viel Einfluss bekommen. Das ist das falsche Zeichen.«
Unterdessen hat sich der Vorstand des 1. FC Lok gegen Vorwürfe gewehrt, Sicherheitsstandards nicht eingehalten zu haben. »Alle Sicherheitsmaßnahmen, auch strenge Einlasskontrollen, wurden einvernehmlich mit Vertretern der Stadt Leipzig sowie der Polizei abgestimmt«, teilte der Verein in einer Erklärung mit.

Artikel vom 14.02.2007