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»Dann darf dort kein
Fußball gespielt werden«

Zwanziger sieht DFB-Teilschuld für Krawalle in Leipzig

Leipzig (dpa). Nach den schweren Ausschreitungen in Leipzig hat DFB-Präsident Theo Zwanziger die Randalierer aufs Schärfste verurteilt, die Absetzung aller Spiele des Landesverbandes Sachsen am Wochenende angeregt und schlimmstenfalls mit der Einstellung von Teilen des Spielbetriebs gedroht.
»Wenn es uns bei allen Anstrengungen zum Schluss nicht gelingt, solche Ereignisse zu verhindern, dann darf dort kein Fußball mehr gespielt werden«, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes gestern in Frankfurt/Main.
Bereits heute soll über eine Absetzung des kommenden Spieltags in den Ligen des Landes entschieden werden. »Ich hoffe und wünsche, dass man die Kraft dazu hat, ein solches Zeichen zu setzen. Es wäre ein Zeichen der Solidarität für die Polizei«, sagte Zwanziger, nachdem bei Krawallen mit 800 Hooligans nach dem Pokalspiel zwischen Lok Leipzig und Erzgebirge Aue II insgesamt 42 Menschen verletzt worden, darunter 36 Polizeibeamte. »Das sind unsere Freunde, das andere unsere Feinde. Die Gefechtslage muss klar sein«, meinte Zwanziger.
Der DFB-Chef machte unmissverständlich deutlich, dass sich solche Ausschreitungen nicht wiederholen dürfen. »Wir können es nicht hinnehmen, dass die gesamte Bundesliga, die zweite sowie die Regional- und Oberligen unter den waltenden Verhältnissen an drei, vier Standorten in ein Bild gebracht werden, als sei der deutsche Fußball verseucht. Denn das ist er nicht«, sagte Zwanziger.
Die Partie zwischen dem Nachfolge-Club des ersten deutschen Meisters (VfB Leipzig) und der zweiten Mannschaft des Zweitligisten Aue sei auf Grund der vorhergehenden Sicherheitsanalyse nicht als Partie mit erhöhtem Risiko eingestuft worden, erklärte der DFB-Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn. Als Konsequenz aus der fatalen Fehleinschätzung will der DFB nun in »diesen östlichen Bereichen aktiv auf bestimmte Vereine und Regionen zugehen«, betonte Spahn.
Dass die verheerende Randale in Italien Einfluss auf die Krawallmacher gehabt haben könnte, hält Zwanziger für möglich. Eine Teilschuld sieht er daher auch beim DFB. »Nach den Verhältnissen in Italien hätten wir vielleicht damit rechnen müssen, dass einige aus der Hooligan-Szene die Chance suchen und der Weltöffentlichkeit deutlich machen wollen, dass die deutschen Hooligans nicht schlechter sind als die italienischen«, sagte er. Gleichzeitig zog Zwanziger in Erwägung, dass auch in Deutschland Stadien gesperrt werden oder Spiele wie in Italien ohne Zuschauer ausgetragen werden könnten.

Artikel vom 13.02.2007