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Kommentar
Raketenpoker

Ist Abwehr schon Angriff?


Moskau fühlt sich bedroht, weil Washington wiederum Vorsorge gegen iranische Atomwaffen trifft und atomar bewaffnete Raketen ausgerechnet in Ost-Europa bei neuen Verbündeten aufstellen will. Längst abgehakte Reiz-Reaktions-Mechanismen werden urplötzlich wieder aktuell - keine gute Entwicklung.
Nach dem Raketenschach in Zeiten des Kalten Krieges ist heute Poker angesagt. Auch bloßes Bluffen kann sich als aggressive Spielart erweisen.
Außerdem: Halte sich bitte niemand mit der Frage auf, wer angefangen hat. Das hat auch damals zu nichts geführt.
Tatsache ist, dass Israel längst über Zweitschlagkapazitäten gegen die noch nicht existierende Bombe der Mullahs verfügt - stationiert auf U-Booten aus Deutschland.
Alles schon mal dagewesen? Hoffentlich nicht, denn die Logik des gesicherten Overkills ist verdammt riskant. Und dass Polen atomares Drohpotenzial mit dem Sternenbanner euphorisch begrüßt, macht die Sache nur noch komplizierter.
Allerdings: Heute braucht es kein Rotes Telefon mehr. Die Großmächte sind ständig im Gespräch und müssten Zuspitzungen vermeiden können, wenn sie nur wollen.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 16.02.2007