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Mein fast neues Schätzchen
Gebrauchte Motorräder gibt's in jeder Preisklasse - aber genau hinschauen
ÊZum Start der Motorradsaison schauen sich viele Biker nach einer neuen Gebrauchten um.
Warum auch nicht: Der Markt bietet alles, vom Schätzchen für 'nen Tausender bis zum Luxusdampfer für deren -zig. Glück haben kann man mit beiden - reinfallen auch. Wer gebraucht beim seriösen Händler kauft, bekommt in der Regel eine gewisse Garantie. Wer sich privat umschaut, sollte auf ein paar Dinge achten, wenn er ein Motorradl zum Fahren und nicht eines zum Schrauben sucht.
»Die letzte Hauptuntersuchung sollte relativ frisch sein«, rät Gerd Mylius, Motorrad-Experte beim TÜV Rheinland. Denn seit April 2006 ist auch ein Umweltcheck in die turnusmäßige Hauptuntersuchung (HU) integriert. Dieser besteht aus einem Geräuschtest und einer Abgasuntersuchung (AU). Wer jetzt ein Motorrad mit TÜV vom Sommer 2005 kauft, kann also schon bald Probleme bekommen, wenn die falschen Tüten dran sind.
Lebenswichtig beim Motorrad sind gut funktionierende Bremsen. Ein Blick in die Bremszangen verschafft Klarheit über die Belagstärke - Taschenlampe mitnehmen! Bremsscheiben an Vorder- und Hinterrad auf Riefen oder starken Rostbefall überprüfen.ÊÊSind sie nicht mehr gut, kommen schnell 100 Reparatur-Euro und mehr zusammen.
Auf jeden Fall sollte in neue Bremsflüssigkeit investiert werden, kann der Vorbesitzer nicht glaubhaft einen Wechsel in jüngerer Zeit nachweisen. Ein solcher sollte spätestens alle zwei Jahre erfolgen: Eine verbrauchte Brühe kann in Notsituationen zum folgenschweren Kollaps der gesamten Anlage führen.
Reifen müssen mindestens 1,6 Millimeter Profil aufweisen - bei weniger Gummi steht sofort ein kostspieliger Austausch an. Merke: Motorräder haben zwar nur zwei Räder - aber die Bereifung kostet wie ein Satz Neuer beim Auto. Beim Check der Gummis unbedingt auch auf Beschädigungen oder poröse Flanken achten. Zu alt ist gar nicht gut, auch wenn das Profil noch stimmt. Wichtig ist auch, dass der montierte Reifentyp mit den Kfz-Papieren übereinstimmt, denn die eingetragenen Hersteller- und Typbindungen sind für einspurige Fahrzeuge bindend.
Kratzer am Auspuff oder an der Verkleidung sowie Schleifspuren an den Lenker-Enden sind Indizien für Umfaller oder gar Stürze. Auswölbungen am Auspuff deuten auf Rostnester hin. Motor, Gabelstandrohre und Federbein auf Ölverlust kontrollieren - wobei »zu sauber« bei einem sonst vielleicht nicht ganz toppen Motorrad zumindest merkwürdig ist. Da war möglicherweise »Meister Proper« im Einsatz. Nach der Probefahrt nochmal hinschauen, ob immer noch alles so sauber ist. Das gilt auch für den Kardan, falls vorhanden, der übrigens keineswegs so reparaturunanfällig ist, wie er gern verkauft wird. Und wenn, dann wird's teurer als beim Kettensatz, der ohnehin zu den Verschleißteilen zählt.
Rasselts und klapperts unangenehm im laufenden Motor (Steuerkette, Ventile) und steigt auch, wenn die Maschine warm ist, noch blauer Rauch aus dem Auspuff (Ölverbrennung), dann ist das gebrauchte Traummotorrad wohl noch nicht gefunden. Das gilt auch für den Fall, dass die ganze Fuhre bei der Probefahrt in eine Richtung zieht. Die Lenkung darf weder haken noch schwergängig sein, sonst möglicherweise defektes Lenkkopflager.
Dass Blinker, Bremsleuchte, die Beleuchtung, Kill-Schalter (Notaus) und Hupe bei einem als verkehrstüchtig angebotenen Bike funktionieren müssen, versteht sich von selbst. Auch Elektro-Reparaturen können nämlich ganz schön knifflig und teuer sein, wenn's nicht nur »das Birnchen« ist.
Und auch das ABS, soweit vorhanden, muss funktionieren. Richtige Reparaturen daran kosten manchmal soviel wie ein Gebrauchtmotorrad... -ist-

Artikel vom 31.03.2007