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Stolzer Trainer einer
ungeliebten Nationalelf

DDR-Legende Georg Buschner starb in Jena

Jena (dpa). Die ostdeutsche Trainer-Legende Georg »Schorsch« Buschner ist tot. Der Jenaer, der im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt starb, hatte bei 115 Länderspielen die DDR-Nationalmannschaft als Cheftrainer betreut. Auch ein Bild des deutschen Fußballs: DDR-Trainer Georg Buschner feiert den WM-Sieg 1974.
Unter dem unbequemen Buschner war der DDR mit dem 1:0 über den späteren Weltmeister Bundesrepublik Deutschland bei ihrer einzigen WM-Teilnahme 1974 der spektakulärste Sieg gelungen. Buschner wusste um die besondere Rolle seines Teams: »Wir waren eine ungeliebte Nationalmannschaft« - selbst im eigenen Land jubelten viele Fans lieber Deutschland West zu.
»Ich habe weniger Spiele für die DDR verloren als alle anderen Trainer zusammen - 60 Siege, 33 Unentschieden, 22 Niederlagen«, verwies er dennoch stolz auf seine Bilanz. 1970 war er nach drei Meistertiteln mit Motor Jena »bei Androhung meines Existenzverlustes«, wie er berichtete, zur Übernahme der DDR-Auswahl gedrängt worden. Der sechsmalige Nationalspieler, der Frau Sonja und zwei Söhne hinterlässt, prägte über zwei Jahrzehnte die ostdeutsche Auswahl. Der größte Erfolg gelang 1976 mit dem Olympiasieg in Montréal. Nach der erneut verpassten WM-Qualifikation im Oktober 1981 war plötzlich Schluss. Davon erfuhr er aus dem Westfernsehen und meinte: »Ich war lange fällig.«
Für Buschner war es die schwärzeste Stunde des Lebens, »weil es eine Gruppe von Politikern im Suff vielleicht so gesehen hat. Als ich zuvor tausend Mal gehen wollte, durfte ich nicht.« Nach einer Herzoperation wurde er dauerhaft krankgeschrieben, obwohl er sich fit fühlte: »Das war wie ein Berufsverbot.«
Nach der Wende zog sich der kompromisslose Coach, bei dem die Trainer Hans Meyer und Jörg Berger lernten, aus dem Fußball zurück - denn: »Das ganze Drumherum interessiert mich nicht.«

Artikel vom 13.02.2007