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Der fremde Kulturkreis
hat ihn herausfordert

Clint Eastwood stellt aktuellen Film in Berlin vor

Von Klaus Gosmann
Berlin (WB). Fein gefurchtes und zugleich wettergegerbtes Gesicht, gesunde Farbe, kein Gramm Fett am drahtigen Körper: So hielt Clint Eastwood (76) auf der Berlinale Hof, um seine aktuelle Regiearbeit »Letters from Iwo Jima« vorzustellen.

Der Film ist hier zwar nicht im Wettbewerb, aber dafür mit Nominierungen in den Premiumkategorien als bester Film und für die beste Regie im Oscar-Rennen ausgestattet. Der Kalifornier Eastwood könnte dafür jetzt noch in Hollywood die Werbetrommel schlagen. Stattdessen genießt er mit leiser Stimme und vielen Lachfalten im scharf geschnittenen Antlitz in Berlin die Wertschätzung seines Werkes. Bei »Letters from Iwo Jima« (Kinostart: 22. Februar) handelt es sich um den zweiten Teil eines Projekts, bei dem er die Schlacht um die japanische Insel Iwo Jima im Februar 1945 beschreibt, bei der 7000 US-Amerikaner und 20 000 Japanar umkamen. In »Flags of our fathers« hatte er zuvor das Geschehen aus der Sicht seines Heimatlandes geschildert; in »Letters from Iwo Jima« skizziert er die Kampfhandlungen anhand mehrerer Einzelschicksale vom japanischen Standpunkt aus.
Der aktuelle Konflikt im Irak habe ihn dabei nicht beeinflusst. Er wollte vielmehr zeigen, wie Menschen, egal welcher Nationalität, sich im Krieg verhalten und von ihm geformt werden. Als ein Journalist den von anderer Seite geäußerten - und wohlgemerkt: unberechtigten - Vorwurf der Kriegspropaganda aufgreift, blitzt minutenlang die frühere Angriffslust im ansonsten altersmilde gestimmten Antlitz auf: »Das sind Idioten, die den Film wahrscheinlich nicht gesehen haben«, so der 76-Jährige, dessen Grinsen diesmal an seine besten Einsamer-Wolf-Verkörperungen in »Dirty Harry« erinnerte.
Die Geste, beide Seiten eines Konflikts zu zeigen, ist sicher von hohem symbolischen Wert. Die japanischen Schauspieler um Ken Watanabe (»The Last Samurai«) wurden auch gut gecastet, aber 141 Minuten entweder im Höhlensystem des Eilandes oder draußen im Bombenhagel sind auf Dauer für den Zuschauer ziemlich ermüdend. Erschwerend kommt hinzu, dass die Akteure Japanisch sprechen. Da bleibt nur der rettende Blick auf die Untertitel.
Eastwood jedenfalls hat die Herausforderung durch den fremden Kulturkreis förmlich gesucht. »Ich habe dabei viel gelernt, wie bei jedem meiner Filme. Deswegen führe ich auch immer noch Regie«.

Artikel vom 13.02.2007