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Süffiger Cocktail berauscht die Sinne

Bollywood-Show verzauberte die Fans in der ausverkauften Stadthalle

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Nein, mit Shashi Tharoors satirischem Blick auf die Traumindustrie in Bombay hat »Bollywood -ÊThe Show« nichts gemein. So rosarot wie das Ankündigungsplakat ist auch die Bühnen-Show, die jetzt in der ausverkauften Stadthalle von einem generationenübergreifenden Publikum frenetisch gefeiert wurde.

Kein Wunder, denn Bollywood (zusammengesetzt aus Bombay und Hollywood) ist der absolute Hype -Êunter anderem greifbar in der derzeit angesagten Bolly-Dance-Music mit ihrem Mix aus Indo-Pop, Hip-Hop, Aerobic und Jazz-Dance. Dazu lässt die indische Filmindustrie mit altbewährten Rezepten die Kassen klingeln. Die Zutaten: Ein wenig Herz-Schmerz, ein Happy-End, üppige Glitzer- und Glamourkostüme sowie jede Menge Tanz-Einlagen bilden einen süffigen Cocktail, der viele Menschen berauscht.
Die Bühnen-Show spielt virtuos mit diesen Elementen und spart nicht mit üppiger Ausstattung. Aufwändige Lichteffekte, ersonnen von Liz Berry, der Lichtdesignerin der Robbie-Williams-Show, und sage und schreibe 700 farbenprächtige Kostüme bereiten dem Zuschauer ein zweistündiges Fest der Sinne. 50 Musiker, Tänzer und Schauspieler braucht es, um die mit Brokat und Goldbordüren besetzten Gewänder im klassisch indischen Stil allesamt vorzuführen.
Über dieser optischen Opulenz gerät die Rahmenhandlung fast in den Hintergrund. Macht aber nichts, denn tiefschürfend ist sie an keiner Stelle, auch wenn dem Plot ein Konflikt zwischen Tradition und Moderne zugrunde liegt, der seine Polarisierung in der Abgeschiedenheit des Tempellebens auf der einen und der Glitzerwelt der Bollywood-Studios auf der anderen Seite erfährt. Dazwischen gibt es kein Klischee, das nicht ausgeschlachtet würde.
Obwohl die Geschichte mit indischem Folkloretanz spielt, kommt er definitiv nicht oder wenn überhaupt nur andeutungsweise zum Einsatz. Vielmehr orientieren sich die Choreografien von Vaibhavi Merchant an westlichen Vorbildern. Sie kommen zu einem von hämmernden Bässen angetriebenen Orient-Pop in stets neuen Varianten auf die Bühne und verlangen den Tänzern körperliche Höchstleistung ab, die sie -ÊHut ab! - stets mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen vollbringen. Ihrer Bewunderung verliehen die Fans dann auch mit tosendem Beifall Ausdruck.

Artikel vom 13.02.2007