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Architektur gerät
aus den Fugen
Je länger man sich mit dem Aufzugsprojekt und den Aussichtskanzeln am Kirchturm auseinandersetzt, desto klarer wird, auch bei wohlwollender Betrachtung: Der Turm und die Kirche vertragen die Baumassen unabhängig von Gestaltungsdetails nicht. Die Balustraden am Turm als Abschluss des massiven Turmschaftes und Übergang zur »neuen« Spitze müssen unbedingt erhalten bleiben, sonst gerät die gelungene Architektur des Turmes aus den Fugen. Aber auch das Aufzugsgerüst und noch mehr das Aufzugs- und Treppenbauwerk im unteren Turmbereich verträgt sich nicht mit der dort gegebenen Situation.
Warum keinen sanften Turm-Tourismus? Turmbesteigung zu Fuß als Abenteuer: große Holzgerüste im Inneren, Blick in den imposanten Dachstuhl des Kirchenschiffes, die mächtigen Glocken zum Anfassen nah und oben der Blick auf die Stadt. Der enge Zugang im Erdgeschoss lässt sich aufweiten und der Umgang hinter der Balustrade nach innen erweitern! Das wird keinen Massen-Tourismus auslösen, aber die Einnahmen stünden der Gemeinde weitgehend sicher zur Verfügung, da kaum Betriebskosten anfallen.
Das ist eine der Kirche angemessene Alternative. Den Aufzug zur Aussicht gibt es 200 Meter weiter im Opitz-Haus bei freiem Eintritt.
Prof. KLAUS KÖPKE,Bielefeld
Phantasievolle Idee
konstruktiv prüfen
Das Aufzugsprojekt der Altstädter Nicolaikirche ist wirklich ungewöhnlich! Allerdings ist es auch kreativ und phantasievoll, und ich halte eine öffentliche Diskussion für richtig. Es gibt eine Vielzahl von Argumenten, die wir alle überdenken sollten, bevor wir übereilt eine Idee in den Boden stampfen, die eben ungewöhnlich und kreativ ist. Vielleicht ist es ja manchmal auch die Engstirnigkeit, die die Kirche schrumpfen lässt, und ich denke, dass es auch die Orientierung an aktuellen Fragen und am Lebensgefühl der Menschen von heute ist, was so manche heute bei Kirche vermissen.
Um so mehr finde ich, dass die Pläne des Pfarrers, der sich auch sonst ungewöhnlich engagiert für die Kirche einsetzt, einen anderen Umgang verdient haben. Wir sollten zeigen und beweisen, dass wir mit Vorschlägen in Bielefeld respektvoll und konstruktiv umgehen. Gut, dass die Verwaltung offenbar freundlich und konstruktiv die Pläne des Pfarrers würdigt und sie kritisch prüft, wie es auch angemessen ist. Das sollte für alle selbstverständlich sein.
Mir gefällt die Idee, und ich möchte noch mehr dazu hören, um mir dann ein vollständiges Urteil bilden zu können. Es ist dem Pfarrer zu wünschen, dass er sich von einer solchen Kampagne nicht entmutigen lässt. Er und seine Pläne haben einen vollkommen anderen Umgang verdient!
ANETTE RISSE33739 Bielefeld
Schluss mit den
Beschimpfungen
Das Niveau der Leserbriefe und Einlassungen ist erschreckend: Der Pfarrer solle »in die Tourismusbranche wechseln«, er würde die »schöne Kirche verschandeln«, ein Toilettenzugang in Augenhöhe der Passanten, ein »vorgezogener Aprilscherz«, um nur wenige Beispiele völlig unsachlicher Äußerungen hier zu zitieren!
Was soll das? Beschimpfungen eines rechtschaffenen, angesehenen und geschätzten Pfarrers in der Öffentlichkeit verbieten sich und haben doch mit Meinungsfreiheit nichts zu tun! Kennen die Leserbriefschreiber den Pfarrer überhaupt? Kennen sie die Pläne? Ist das wirklich die Aufgabe der Zeitung von heute, solchen Stimmungsmachern ein Forum zu geben?
Ich finde dieses Projekt großartig! Es ist doch toll, wenn die Altstädter Nicolaikirchengemeinde nicht ins Kaputtsparen gerät, sondern im Gegenteil aufbaut, investiert, sich weiterhin den Menschen, gerade auch uns jungen Menschen, öffnet. So kann sie ihre tolle Arbeit in der Kirche, an der ich immer wieder gerne teilnehme, erhalten und gleichzeitig etwas Schönes an die Kirche anbauen. Mit der Schlechtrederei aber muss jetzt endlich Schluss sein!
KONSTANZE REINECKE33613 Bielefeld
Projekt wertet die
Stadt weiter auf
Was soll diese ständige Beschimpfung des Pfarrers und seiner attraktiven Aufzugsplanungen? Hat jemand bessere Ideen die Selbständigkeit der Altstädter Gemeinde zu erhalten? Oder sind nur die Schaumschläger am Werk?
Es ist doch sehr erfreulich, wie Pfarrer Piepenbrink-Rademacher zusammen mit seiner Kollegin, Pfarrerin Heger, in der Altstadt eine bunte Gemeindearbeit für die Menschen macht mit viel seelsorglichem Einsatz, meditativen Angeboten in der Kirche, an denen ich oft teilnehme, mit besonderen Konzerten und Veranstaltungen. Sie gehen wenigstens auf die Menschen zu. Und die Kirche ist gut gefüllt.
Das ist doch ein hervorragendes Konzept. Für eine solche weitere Aufwertung der Bielefelder Altstadt kann man uns und unsere Stadt doch nur beglückwünschen. Weiter so, liebe Altstadtpastoren und guten Mut!
SABINE SCHULZ33611 Bielefeld
Gemeinde müsste
befragt werden
Vor mir liegt die neueste Ausgabe der Altstädter Gemeindezeitung »Mittendrin 04/2006«. Dort liest man nicht ein einziges Wort über den in Aussicht genommenen gläsernen Aufzug samt Aussichtsplattform. Statt dessen erfahre ich, Mitglied der Kirchengemeinde, davon erstmals aus der Tagespresse Januar/Februar 2007. Und zwar ausführlich, mit mehreren Bildern und mit bebildertem Computerentwurf. Ich missbillige öffentlich eine solche Nichtachtung der betroffenen Gemeindemitglieder. Pfarrer Piepenbrink-Rademacher hätte zuvor, unter Beteiligung der Gemeindezeitung, eine gemeindeinterne Umfrage herbeiführen müssen. Erst danach wäre es an der Zeit gewesen, sich an eine breite Öffentlichkeit zu wenden. So schafft man kein Heimatgefühl in seiner Kirche.
Übrigens: Einen Rundblick hat man genauso gut, sogar mit Kaffeetrinken und mit Blick auf den Jahnplatz, vom Dachcafé Niedernstraße. Das Bauvorhaben finde ich abscheulich.
HANS-OTTO LANGER33615 Bielefeld
Bielefeld - Stadt
der Nörgler!?
Es ist doch traurig, da kommen von der Kirche mal so richtig gute Nachrichten, und schon wird wieder alles kaputtgeredet! Noch trauriger ist jedoch der Ton der Klage. Es ist erschreckend, mit welch einem Ton und Polemik sich geäußert wurde. Wo bleibt da der Respekt vor einem Menschen - um nicht zu sagen: vor einem Geistlichen?
Es ist doch unnötig, jemanden auf solch feige Art und Weise zu attackieren. Mit Sicherheit stünde Pfarrer Piepenbrink-Rademacher zu einer Diskussion zur Verfügung. Man muss nur den Mut besitzen, jemandem direkt sein Missfallen zu äußern, ohne den Respekt und ein vernünftiges Niveau zu verlieren.
Der Ton macht die Musik, und das sind schräge, schwer zu ertragende Töne, die da angeschlagen werden. Das klingt nur noch nach fieser Stimmungsmache.
Im übrigen hat dieses Projekt meine volle Unterstützung, denn wer die Zukunft gewinnen will, muss in der Krise investieren. Das Konzept von Pfarrer Piepenbrink-Rademacher ist überzeugend und zukunftsweisend, ein Gewinn für die Stadt! Wer aber nur noch Bedenken trägt, bewegt gar nichts mehr. Der ist schon fast tot. Eine tote Kirche aber, die wollen wir nicht. Auf geht's zu neuen Ufern!
ROLAND LONGOBARDI33613 Bielefeld

Artikel vom 13.02.2007