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Werder will die Trophäe haben

Im UEFA-Cup gegen Amsterdam - Hohe Hürde auf dem Weg zum Triumph

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Sie waren in Bremen schon darauf eingestellt, in dieser Woche Fußball spielen zu müssen. UEFA-Cup, dritte Runde - und der SV Werder ist dabei. Heute trifft der Tabellenzweite der Bundesliga im Hinspiel im Weserstadion auf Ajax Amsterdam (20.30/ZDF).

Unter den gegebenen Umständen ist dies ein äußerst attaktives Los, auch wenn Gegner und Termin den Bremern eigentlich gar nicht so zusagten. Sie hatten lange Zeit auf die bessere Option gehofft - das Champions League-Achtelfinale sieben Tage später.
Aber wer den FC Chelsea und Barcelona als Vorrundengegner erwischt, sollte damit rechnen, dass er vielleicht als Gruppendritter in den zweiten Europacup-Wettbewerb »abgeschoben« wird. So ist es den Bremern ergangen.
Sie blicken nun allerdings nicht beleidigt vom hohen Ross auf den UEFA-Cup hinunter, sondern wollen das Beste daraus machen. Darum denken die Deutschen ganz unbescheiden an die Trophäe. Wer der stärkste unter den verhinderten »Champions« war, darf solche Ambitionen haben. »Wir werden versuchen, den Pokal zu holen«, sagt Sportdirektor Klaus Allofs.
Das wird schon deswegen schwer, weil gleich der erste Rivale ähnlich gestrickt ist. Eine hohe Hürde auf dem Weg zum Ziel. Ajax Amsterdam hält sich ebenfalls für befähigt, wenngleich die Niederländer im Gegensatz zum Gegner nicht aus der Champions League zwangsverwiesen wurden, sondern die Königsklasse in dieser Saison gar nicht erst erreichten.
Einen Favoriten für das »brisante Duell« (Trainer Schaaf) gibt es. Bremen. Das glaubt jedenfalls Markus Rosenberg. Der Schwede stürmte seit 2005 für Ajax, ehe er in der Winterpause die Rot-Weißen verließ und bei den Grün-Weißen in der Bundesliga anheuerte. Er hält seine neue Mannschaft für besser als die alte. »Werder setzt sich durch«, behauptet die für internationale Partien noch gesperrte Neuerwerbung. Eine andere Bewertung hätte er auch gar nicht abliefern dürfen.
Problem nur, dass Bremen die Hochform gerade jetzt abhanden gekommen ist. Dabei wäre die schon in den Top-Duellen der Deutschen Fußball-Meisterschaft besonders nötig gewesen. 0:2 gegen Schalke, 1:4 in Stuttgart. Damit wiederholte Werder das Niederlagen-Doppel der Vorrunde. Auch da hieß es schon 0:2 gegen Schalke, gefolgt vom 2:3 im Heimspiel gegen die Stuttgarter.
Außer einem offensiven Stil pflegt der Verein aber auch einen offensiven Umgang mit Niederlagen. Und so wich Trainer Schaaf keinen Zentimeter von seiner Zielsetzung ab: »Wir wollen immer noch ganz nach oben.« Die Schalker hören das entspannt. Sie können sich bei sechs Punkten Vorsprung zumindest heute Abend zurücklehnen und dem Verfolger bei seiner zusätzlichen Anstrengung in aller Ruhe zusehen. Mit dem Europacup haben sie schon lange nichts mehr am Hut. Schalke fährt nur noch ein Schonprogramm mit der Titeljagd als einzig verbliebene Herausforderung.
Die Bremer tanzen auf zwei Bällen. Den langsamen Werder-Walzer versuchen sie dabei selten. Doch nach dem Viererpack beim VfB empfiehlt Torhüter Tim Wiese dringend eine gemäßigtere Gangart, um nicht wieder der allein gelassene Depp zu sein: »Wir dürfen nicht mehr alle nach vorn laufen.«
Sportdirektor Allofs setzt außer auf taktische Einsicht auch noch auf die heilsame Wirkung der zweiten Liga-Abfuhr innerhalb von einer Woche: »Manchmal ist zu viel Selbstvertrauen nicht gut. Wachrüttler wie in Stuttgart können dann hilfreich sein.«
Die Statistiken übrigens nicht. Sie weisen den SV Werder Bremen in den bisherigen Vergleichen mit Mannschaften aus den Niederlanden immer als Verlierer aus. Hier steht es 0:3.

Artikel vom 14.02.2007