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Ehrliche Euphorie
im Namen des Herrn

»Harlem Gospel Singers« in der Oetkerhalle

Bielefeld (ik). Sie singen nicht einfach nur Gospel - sie leben Gospel. Euphorisch, mitreißend, brennend. Mit vollem Körpereinsatz und gewaltigen Stimmen verwandeln die »Harlem Gospel Singers« und ihre Band die Bielefelder Oetkerhalle in eine Kathedrale, in der die Luft vibriert.
»God is good and god is great« ruft Queen Esther Marrow ihrem Publikum leidenschaftlich zu. Die Welt soll wissen, dass Gott da ist. Und das verkündet die Diva der schwarzen Musik mit einer Stimme, die vom Herrn selbst gegeben scheint. Voller Kraft, die hohen Töne und tiefen Timbren so mühelos erklimmend, dass es einem Gänsehaut bereitet. Wie gewaltige Wellen schwappt die Euphorie auf das Publikum über - zuerst wippen die Ostwestfalen nur mit dem Fuß, dann klatschen sie mit, am Schluss hat es sie von den Stühlen gerissen - entwaffnet von der lebensbejahenden, inbrünstig fröhlichen Botschaft der Musik.
Mehr als 300 Tage im Jahr sind die Harlem Gospel Singers »im Auftrag des Herrn« unterwegs - jeder einzelne mit einem Talent gesegnet, dass es einem den Atem raubt. Unangefochtener Star auf der Bühne: Queen Esther Marrow. Auch noch in hohem Alter versteht es die letzte Königin des Gospels, das Haus zu rocken. Im Repertoire haben sie und ihre »Babys«, wie sie ihre Sänger nennt, neben Gospel auch Klassiker aus Blues, R&B und Rock & Roll. Nach einem ersten Teil in langen Gewändern und voll von euphorischen Gospelgesängen, beginnen die Stimmwunder aus den USA den zweiten Teil der Show glamourös mit Frack, Fliege und glitzernden Abendkleidern. »Gospel ist die Wurzel unserer Kultur, aber manchmal braucht man ein kleines bisschen Blues« ruft Queen Esther Marrow ihrem Publikum zu, dass ihr begeistert zustimmt. Und dann geht es los: Mit dem Hut der Blues Brothers und der Mundharmonika beweist die Frau mit dem entwaffnenden Charme, dass sie nicht nur den Gospel lebt wie keine andere. Immer begleitet von Pianist und Duettpartner Anthony Evans, der das Publikum in einem fulminantem Klaviersolo mit »Roll over Beethoven« und überraschend auch mit dem Fußballsong der Sportfreunde Stiller zum Toben bringt.
Kein Wunder, dass die Zuschauer am Schluss begeistert nach Zugabe rufen - haben die Harlem Gospel Singers und allen voran Queen Esther Marrow doch eine Show abgeliefert, die an Talent und Stimmung nicht zu übertreffen ist.

Artikel vom 12.02.2007