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Mörtelbienen gibt's hier doch!

Generalprobe der »Jugend forscht«-Cracks des Helmholtz-Gymnasiums

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Wenn der Wettbewerb so professionell läuft wie die Generalprobe, haben die Nachwuchswissenschaftler den Preis schon in der Tasche: Am Freitag stellten die »Jugend forscht«-Teilnehmer des Helmholtz-Gymnasiums ihre Projekte vor.

Vier mit maximal drei Schülern besetzte Gruppen halten beim Regionalentscheid am kommenden Samstag in Herford die Bielefelder Farben hoch: Arne Böcker (16), dank fünfmaliger Teilnahme (zwei Regionalsiege) schon ein alter Hase, untersucht die Wildbienen des Botanischen Gartens. Hanna Heinrich (15) und Regina Littig (16), die ihre Generalprobe wegen Krankheit verschieben mussten, zeigen, dass Frauen und Physik zusammengehören - sie forschten über die optische Wahrnehmung von Farben.
Das Helmholtz hat auch die den Jüngeren vorbehaltene Kategorie »Schüler experimentieren« doppelt besetzt: Jannick Buth, Ole Dohrmann und Tobias Finke (alle 13) wollten wissen, ob Mäuse den Wald schädigen. Und Sandra Reinhold (12) fragt, ob sich Bienen an der Form oder an der Farbe der Blüten orientieren. Biolehrer Ferdinand Mönks ist des Lobes voll über den Einsatz seiner Schützlinge - die Mäuseforscher waren sogar nachts im Dienste der Naturwissenschaft unterwegs.
Arne Böcker wunderte sich, warum es so wenige Wildbienen im Botanischen Garten gibt. Zwar gelang ihm ein Erstfang - die Mörtelbiene (Megachile ericetorum) war bislang in Bielefeld nicht nachgewiesen -, doch die Artenvielfalt ist kläglich. »Das liegt daran, dass Beete und Wege ÝüberpflegtÜ werden«, bedauert Böcker. »Auf den kurzgemähten Rasenflächen haben Wildblumen keine Chance zu blühen.« Der 16-Jährige ist Realist genug, um zu wissen, dass der Garten ohne Pflege an Attraktivität verlöre. Also setzt er auf Aufklärung: »Mit Hilfe eines Faltblatts möchte ich private Gartenbesitzer aufklären, so dass Wildbienen hier Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen finden.«
Die drei Mäusespezialisten durften auf Gut Eckendorf (östlich von Heepen) ein Stück Wald (25 mal 25 Meter) einzäunen und verglichen den Verbiss von Setzlingen mit dem auf einem benachbarten Stück Grasland. »Beste Informationsquelle, welche Kleinsäugerarten hier vorkommen, lieferte uns die Gewölle-Analyse«, berichtet Tobias Finke. In den unverdaulichen Nahrungsrestballen, den Eulen auswürgen, fand das Trio 116 bestimmbare Mäuseschädel. Und? Stirbt der Wald wegen der Mini-Nager? »Kein Problem«, verkündet Jannick Buth. »Der Waldkauz, der sich auf die waldschädigende Rötelmaus spezialisiert hat, hält den Bestand klein - etwa 16 Mäuse pro Hektar sind gut zu verkraften.« Ole Dohrmann empfiehlt daher, den kleinen, aber effizienten Raubvogel gezielt zu fördern.
Sandra Reinhold belohnte Honigbienen mit leckerem Zuckerwasser auf Kunstblumen, konditionierte die Immen also auf speziell geformte und gefärbte Nahrungsquellen. Anschließen wurde entweder Form oder Farbe geändert - wofür entschieden sich die geflügelten Kandidaten? »Meine Tests lassen keinen Zweifel: Bienen orientieren sich auch an der Form, weit stärker jedoch an der Farbe der Blüten«, sagt die Zwölfjährige. Aber warum? »Die Form kann jederzeit von Pflanzenfressern verändert werden, doch - von wenigen Ausnahmen abgesehen - verändert sich die Farbe der Blüten nicht. Die Biene, die nektarverheißendes Orange von unergiebigem Pink unterscheiden kann, fährt also besser als ihre formorientierte Artgenossin«, erklärt Sandra Reinhold. Logisch.
Man muss nur genau beobachten und intelligent schlussfolgern, was die Helmholtz-Gymnasiasten perfekt beherrschen. Wie sieht's denn mit einem Biologiestudium nach dem Abi aus? »Könnte passieren!«, gibt Arne Böcker cool zurück.

Artikel vom 10.02.2007