12.02.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fünf Freunde unter Freunden

»Harmonic Brass« wurde in der ausverkauften Stiftskirche umjubelt

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Schildesche (WB). Für das Blechbläserquintett »Harmonic Brass« sind Auftritt in der Stiftskirche eher ein Heim- denn ein Gastspiel. Publikum und Interpreten kennen sich aus vielen Jahren. Entsprechend freundschaftlich, fast familiär ist die Atmosphäre, wenn die sympathischen Münchener Jungs in der vollbesetzten Kirche zwei Stunden lang den Ton angeben.

»Famous music« heißt ihr neues Programm, das aus geschickt arrangierten Ohrwürmern der Musikgeschichte besteht. Ob Oper, Choral, Lied oder sinfonische Musik -Êes gibt nichts, das Trompeter Hans Zeller dem Blechbläser-Quintett nicht passend auf den klanggeschmeidigen Leib schreiben würde. Der »Arrangier-Gourmet«, als den ihn Trompeter-Kollege Jürgen Gröblehner durch das Programm führend bezeichnete, ist im zweiten Beruf Meisterhobby-Koch und bevorzugt die italienische Küche. Ob das der Grund dafür, ist dass er bei Rossini, Verdi und Gabrieli ein sicheres Händchen in Bezug auf Verve und Effekt beweist, sei indes dahingestellt.
Denn ganz egal, welchem Genre Harmonic Brass sich annimmt: Die Werke sind stilistisch stets perfekt übertragen. Hinzu gesellt sich eine spieltechnische Perfektion, die in lupenreiner Intonation und einfühlsamer Tongebung hörbar wird. Gut, den vorderen Reihen mag das Fortefortissimo von Carl Orffs »O Fortuna« fatal in den Ohren geklingelt haben, danach fanden die fünf Bläser aber zu einer einnehmend luftig-pointierten und tänzelnden Umsetzung, die dem Original (mit Mega-Chor und Orchester) sehr nahe kam.
Überhaupt lassen Harmonic Brass bass erstaunen, welche Klangfarben-Palette zwei Trompeten nebst Horn, Posaune und Tuba zu erzeugen imstande sind. Von orchestraler Strahlkraft (Triumphmarsch aus Aida) über geschmeidige Sopran-Koloraturen (Arie der Königin der Nacht) bis hin zum orgelähnlichen Choral (Jesus bleibet meine Freunde) war alles dabei. Ihre große Wandlungsfähigkeit unterstrich das Quintett am Ende mit einem swingenden Ausflug in die Welt des Jazz. Ihre Programmpunkte verbinden die Fünf zudem mit einer launigen, eher trockenen als anbiedernden Moderation, was den sympathischen Gesamteindruck noch einmal abrundet.
Und wenn sie schon mal wieder in Schilske sind, dann lassen sie sich auch nicht lumpen, ihre ausgezeichnete Spielkultur in einem Workshop weiterzugeben und den Sonntagsgottesdienst musikalisch mitzugestalten. Publikumsnäher geht es nicht.

Artikel vom 12.02.2007