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Großartiges im Kleinformat

Werkverzeichnis und Ausstellung zu Werner Pöschel bei Beaugrand

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Solch ein Andrang herrschte nicht einmal bei der Eröffnung der neuen Ausstellungsräume von »Beaugrand Kulturkonzepte«. Doch der Name Werner Pöschel und die Vorstellung seines Werkverzeichnisses zieht offensichtlich an.

Werner Pöschel, von 1955 bis 1992 Diakon an der Westfälischen Diakonenanstalt Nazareth, hat als Menschenfreund und Künstler Spuren in Bielefeld hinterlassen. Unter dem Künstlernamen Petit Frère (kleiner Bruder) bewirkte er in der ihm eigenen bescheidenen Art Großes. So machte er nicht nur das Künstlerhaus Lydda zu einem Zentrum der künstlerischen Begegnung zwischen kranken, gesunden und geistig Behinderten, sondern schuf nebenbei ein beachtliches ĂŽuvre aus Zeichnungen, Collagen, Assemblagen, Objektkästen und Druckgrafiken.
Pöschels Kunst war stets von einem feinsinnigen Humor und der Überhöhung des Alltäglichen gekennzeichnet. In der Kultivierung, sprich: Ausstellung, des Objet trouvé lenkte er den Blick auf das Ausrangierte und vermeidlich Wertlose. In seiner freundlichen Art gelang ihm dies stets, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, sondern mit einem bisweilen leicht satirischen, aber liebevollen Fingerzeig.
Nach seiner Pensionierung, nah dem Auszug aus Haus Lydda und seiner schweren Erkrankung wurde es still um Petit Frère, der am 17. Juli 2002 im Alter von 75 Jahren starb. Am 8. Februar wäre der Künstler 80 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erinnert eine Ausstellung bei »Beaugrand Kulturkonzepte« an der Brandenburger Straße 18 an den außergewöhnlichen Bielefelder Künstler. Unter anderem sind Arbeiten aus der Reihe »100 Assemblagen aus Funden des Jahres 1982« sowie Pöschels 1960 entstandene Taschendokumenta zu sehen, in der er sich auf humorvolle Art kritisch mit dem Kunstbetrieb auseinandersetzt.
Das von Ulrike Wetzlar im vergangenen Jahr als Diplomarbeit erstellte Werkverzeichnis des Künstlers (das WESTFALEN-BLATT berichtete) liegt nun in einer nochmals überarbeiteten Druckfassung vor und ist zum Preis von 29,80 Euro erhältlich (ISBN 978-3-923830-56-5). Die Ausstellung kann nach telefonischer Absprache (56 03 29 32) besichtigt werden.

Artikel vom 12.02.2007