Von Hartmut Horstmann Minden (WB). Aus Förmchen entstehen Reförmchen. Und diese werden in den Sand gesetzt, bis sie in sich zusammenfallen. Pointensicher wie lange nicht mehr präsentieren sich die »Mindener Stichlinge« mit ihrem neuen Programm »Hauptsache gesund!?«.
Während die Klagen über die zunehmende Politikverdrossenheit nicht abreißen, wissen die »Stichlinge« genau, was das Volk bewegt. Die Gesundheitsreform sei eine Lachnummer, stimmen die Kleinkünstler mit Edmund Stoiber überein. Anschließend allerdings habe dieser sich selbst zur Lachnummer gemacht, schiebt Oliver Roth hinterher. Und Angela Merkel (ein perückter Dieter Fechner) lässt unartige Mitarbeiter 100 Mal den Satz schreiben: »An der Politikverdrossenheit des Volkes ist Edmund Stoiber schuld.« Als Edmund der Stotterer taucht er an späterer Stelle im Programm auf - das Privileg eines Mannes, der noch Regierungsverantwortung trägt. Wer abgetreten ist oder in der Opposition landet, gerät in Vergessenheit. Wo sind die Westerwelles oder großmäuligen Lafontaines geblieben? Für den Spott der »Stichlinge« spielen sie keine Rolle mehr. Für Erheiterung sorgt Rolf Mietke mit einem überdimensionierten Gebiss: »Lückenloses Lächeln zum Nulltarif.« Vermeintlich ungefährlicher Schenkelklopfer-Humor, der plötzlich umkippt, als Roth die Frage stellt: »Oder sind es etwa die Zähne von Hingerichteten?« Das politische Kabarett nimmt einen breiten Raum ein - und hier sind die »Stichlinge« immer am stärksten gewesen. In Zeiten einer Großen Koalition werden die Angriffsziele recht gleichmäßig verteilt, hinzu kommen die Phänomene des politisierten Alltags. »Political correctness« ist so ein Lifestyle-Schlagwort. Ob man nicht auch einen Schwarzen engagieren wolle, wird gefragt. Fechners Antwort - mit Blick auf Kirsten Gerlhof: »Wir haben eine Frau im Kabarett - das reicht.« Nach den ausverkauften Mindener Veranstaltungen gehen die »Stichlinge« mit ihrem Programm auf OWL-Tournee.
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